Trotz gewichtiger Einwände unterschiedlichster Art stehen Märchen weiter im Zentrum kindlicher Literaturrezeption; Märchen-Adaptationen in Film und Fernsehen dagegen liegen nicht sehr zahlreich vor. In diesem Beitrag wird der Typus der Märchenverfilmung, wie er den Kindern vor allem im Fernsehen begegnet, einer eingehenden Kritik unterzogen. Nach Ausführungen über die Hauptmerkmale des Märchens und über die heute gängigen Ansätze der Märcheninterpretation wird der Nachweis geführt, daß die herkömmlichen Märchenverfilmungen von dem, was das Märchen konstituiert, nur noch sehr wenig enthalten. Im Gegenteil, wegen ihrer auf Perfektheit abzielenden Erwachsenen-Optik und wegen ihrer Festschreibung auf eine einzige Variante von Figuren und Schauplätzen werden die kindliche Imaginationsfähigkeit und das freie Spiel der Phantasie gebunden. So entsteht im optischen und kognitiven Bereich ein dem Märchen unangemessener Naturalismus. Im Anschluß an diese Kritik versucht die Verfasserin, mediale Präsentationsformen des Märchens zu entwickeln, die der ursprünglichen Erzählsituation im familiären Kreis angenähert sind. Sie macht darüber hinaus Vorschläge, wie die Reformen gemeinsam mit Kindern realisiert werden können.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1980/3
(1980)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Bruns, Brigitte
Bruns, Brigitte:
Märchen in den Medien : Bestandsaufnahme - Kritik - Alternativen / Brigitte Bruns, 1980. - S.331-352 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel