Die Kirchen im Osten Deutschlands waren vor 1989 kaum genötigt und kaum in der Lage, sich nüchtern auf ihre reale finanzielle Situation einzustellen; der relative Wert des Geldes in der DDR und die vielfältige Unterstützung durch die westdeutschen Kirchen waren die Rahmenbedingungen dafür. Die Veränderungen mit der Währungsunion am 1.7.1990 waren dramatisch und wurden in den folgenden Jahren vor allem im Stellenabbau von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spürbar. Ob die ostdeutschen Kirchen ihrem selbstverstandenen Auftrag, ähnlich wie die bisherige Volkskirche präsent zu sein, und den nach 1989 stärker gewordenen öffentlichen Erwartungen gerecht werden können, wird davon abhängen, ob sie lernen, das richtig, also professionell und mit geistlicher Tiefe zu tun, was nur sie tun können. Zugleich müssen sie vom Konzept Gemeindeaufbau Abschied nehmen und stattdessen solidarische Projekte aufbauen. Geld achtsam und zugleich voller Hoffnung zu beschaffen und einzusetzen und alternative Finanzierungskonzepte zum Kirchensteuersystem aufzubauen, solange das noch wie bisher funktioniert, scheint finanzpolitisch besonders geboten zu sein.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2001/1 Zweimonatsschrift
(2001)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Stauss, Curt
Stauss, Curt:
Minderheit mit Zukunft : die finanzpolitische Wende in den ostdeutschen Kirchen / Curt Stauss, 2001. - S.18-28 - (Evangelische Theologie) Ekklesiologie im Sparzwang
Zeitschriftenartikel