Der Beitrag umreißt den seit dem 19. Jahrhundert systematisch entwickelten und in den vergangenen Jahrzehnten überaus wirkungsmächtigen Präventionsgedanken. Es wird gezeigt, dass es sich um ein zustimmungspflichtiges Prinzip handelt, das erheblichen Einfluss darauf hat, wie Behinderung zu einem statistischen Risiko als bearbeitungsbedürftiges Problem figuriert und zum Gegenstand fachlicher Interventionen wird. Unter Bezugnahme auf den von Michel Foucault geprägten Begriff der Gouvernementalität wird die bevölkerungspolitische, nämlich auf ganze Populationen bezogene Seite präventiver Konzepte aufgezeigt. Im Fokus der Überlegungen steht der für die Sonderpädagogik widersprüchliche, wenn nicht sogar paradoxe Befund, dass sie sich einerseits der Prävention von Behinderungen, andererseits im Zeichen der Inklusion der Wertschätzung von Menschen mit Behinderungen verpflichtet fühlt.
Enthalten in:
Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete; 2020/1
(2020)
Serie / Reihe: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
Personen: Dederich, Markus
Dederich, Markus:
Prävention von Behinderung als Herrschaftstechnik : eine Polemik / Markus Dederich, 2020. - Seite 1-6 - (Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete)
Zeitschriftenartikel