Als Wissenschaft, die die reflexive religiöse Selbstbewusstmachung und -werdung des Menschen mit dem Gottesgedanken als Inbegriff einer Fundamentalanschauung des letztlich Unverfügbaren verknüpft und exemplarisch über die Entfaltung von Wesen und Geschichte christlicher Religion darzustellen vermag, ist die Theologie herausgefordert, sich zu der Fülle und Vielfalt szenischer Miniaturen in Beziehung zu setzen, die aus spätmodernen Kulturgemengelagen als vorläufige Lebensdeutungsszenarien herausragen, weil sie als Ausdruck einer unbestimmten Gewissheitsperspektive, als stilisiertes Sinnbild (religiöser) Ergriffenheit oder als spielerische Inszenierung letztinstanzlicher Begegnungen mit dem "unverfügbar Großen" oder "unbegreiflich Besonderen" verstanden werden können. Diese im Grunde schon auf die Religionsschrift Schleiermachers fußende Herausforderung steht unter der klaren Maßgabe für die Theologie, sich nicht exklusiv kirchensemantisch-narrativ oder klerikaldogmatisch an naive sprachliche Codierungen zu binden, sondern hermeneutisch, diskursiv und perspektivisch der (spät-) "modernen" theologischen Aufgabe nachzukommen: selbst die unscheinbarsten Miniaturen können, so sie etwas über den Lebensernst, aber auch über die sinnproduktive Dynamis des homo ludens verraten können, im Kontext eines christlich verantworteten "Gotteskonzeptes" neue Variationen ermöglichen.
Enthalten in:
Praktische Theologie; 2011/4 Zeitschrift für Praxis in Kirche, Gesellschaft und Kultur
(2011)
Serie / Reihe: Praktische Theologie
Personen: Brinkmann, Frank Thomas
Brinkmann, Frank Thomas:
Selig sind die Skifahrer?! : Praktisch-theologische Miniaturen zu Transformationen von Deutungskultur, Religion und Theologie / Frank Thomas Brinkmann, 2011. - S.235-244 - (Praktische Theologie)
Zeitschriftenartikel