Kulturen werden hier als "Diskursformationen" verstanden. Diskurse als soziale Praxis ermöglichen und perpetuieren "Wirklichkeit" und Erfahrungen. Die Erfahrung einer "eigenen" Sexualität, mit der man "umgeht", ist typisch neuzeitlich. In den antiken Kulturen und auch im Urchristentum wird der Sex im Rahmen anderer Diskurse thematisiert, definiert und problematisiert. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt dabei die symbolische Aufladung des Sexes als Zeichen und Ausdruck von Hierarchie und Gewalt. Könnte dies mit ein Grund für die grundsätzliche Problematisierung des Sexes im Urchristentum sein? Demgegenüber bedarf es erheblicher diskursiver Transformationen, um Sex und Erotik als Ausdruck von "Liebe" und Partnerschaft darzustellen. Diese Diskurstransformationen, die z.B. Plutarch vornimmt, wurden aber im Urchristentum gerade nicht rezipiert.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2008/6 Zweimonatsschrift
(2008)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Neumann, Klaus
Neumann, Klaus:
Sexualität im Urchristentum : kulturanthropologische Aspekte / Klaus Neumann, 2008. - S.444-459 - (Evangelische Theologie) Kulturanthropologische Exegese
Zeitschriftenartikel