Rainer Meerkamp meldet sich im Beitrag mit einem Zwischenruf aus der Praxis. Er verweist auf eine große Kluft zwischen vermeintlichen Trendsettern, die auf Fortbildungen aufträten, und den Fachkräften in der Praxis. Als "alter Hase" der Jugendarbeit macht er sich Gedanken darüber, warum er bei Fortbildungen schon lange keine Modewelle mehr mitmachen möchte. Er zieht seine Schublade auf, in der die vielen Eingangsreferate aus Fortbildungen liegen, und rekapituliert die propagierten Konzepte, die zeitweise angesagt waren, von dem geschlechtssensiblen über den präventiven, den lebensweltorientierten, den interkulturellen, den diversitätsbewussten, den dekonstruktivistischen bis zum sozialraumorientierten und funktionalistisch netzwerkbildenden Ansatz. All diese Einrahmungen der sozialberuflichen Praxis benutzten ein jeweils eigenes Interpretationsmuster, stellt Meerkamp fest, und die "hochtrabenden Weiterbildungsexperten" hätten es vermieden, wechselseitig voneinander Kenntnis zu nehmen. Viele dieser Interpretationskulturen seien miteinander unvereinbar. Dem irritierten Praktiker empfiehlt Meerkamp, auf die lebenskluge Praxisreflexion der eigenen Profession zu vertrauen und die "kolonisierende Landnahme" der Sozialberufe durch Zeitgeist-Stichwortgeber anderer Professionen zu beenden. Gefragt sei eine professionelle Aus- und Fortbildungskultur, die erzählend Szenen aus der Praxis vergegenwärtige und diese gründlich reflektiere.
Enthalten in:
deutsche jugend; 2015/5 Zeitschrift für die Jugendarbeit
(2015)
Serie / Reihe: deutsche jugend
Personen: Meerkamp, Rainer
Meerkamp, Rainer:
Sozialberufliche Irrläufe in der Jugendarbeit: fort von einer erzählbaren Sozialkunst : ein Zwischenruf / Rainer Meerkamp, 2015. - S.201-208 - (deutsche jugend) Theorie, Empirie, Reflexion - was Jugendarbeit voranbringt
Zeitschriftenartikel