Boehnke, Klaus
Sozialer Wandel als Methodenproblem Analysen am Beispiel der Entwicklung von Individualismus und Kollektivismus bei Ost- und Westberliner Jugendlichen zwischen 1990 und 1992
Zeitschriftenartikel

Die Frage, wie man sozialen Wandel in sozial- und erziehungswissenschaftlichen Untersuchungen erforschen kann, ist besonders dann aus methodischer Sicht brisant, wenn erwartet werden kann, daß für das Phänomen des Wandels sowohl historisch-gesellschaftliche als auch intraindividuelle Aspekte eine Rolle spielen. Dies ist im Bereich des Wertewandels der Fall: Hier lassen sich sowohl Thesen zur Alterskorreliertheit von Wertewandel ("Je älter der Mensch, desto konservativer") als auch historisch-gesellschaftliche Thesen ("Wirtschaftliche Krisen führen in reichen Gesellschaften zu einem Rückzug auf konservative Sicherheitswerte") plausibel vorbringen. Alle Studien, die beide Aspekte erforschen wollen, müssen zwingend als Längsschnittstudien organisiert sein. Sollen beide Aspekte systematisch voneinander getrennt werden, sind mehrere zu verschiedenen Zeitpunkten begonnene Längsschnittstudien an altersheterogenen Stichproben notwendig. Der Beitrag diskutiert anhand von Daten aus der Ost-West-Jugendstudie Berlin Probleme, die sich dadurch ergeben, daß im allgemeinen nur Mittelwertsveränderungen betrachtet werden, diese aber häufig in gewisser Weise Artefakte sind, weil inhaltliche Bedeutungsveränderungen von Konstrukten unberücksichtigt bleiben.
The problem of researching social change in sociological and pedagogical studies is, from a methodological point of view, especially critical when it is to be expected that the phenomenon of this change is dependent on both socio-historical and intra-individual aspects. This is the case in the field of value change: here, theses on age-correlated value change ('the older a person, the more conservative he/she is') as well as socio-historical theses ('economic crises lead, in wealthy societies, to a retreat to conservative safety values') can be substantiated plausibly. All studies aimed at researching both aspects have necessarily to be organized as longitudinal studies. If both aspects are to be distinguished systematically, several longitudinal studies of age-heterogeneous samples begun at different points in time are required. On the basis of data taken from a study on adolescents from East and West Berlin, the authors discuss problems resulting from the fact that, in general, only changes in mean values are considered and these are often to some extent artefacts because content-related changes in the meaning of constructs are not taken into account.

Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1995/5 (1995)


Weiterführende Informationen


Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik

Personen: Boehnke, Klaus Merkens, Hans

Schlagwörter: Jugendlicher Individualismus Sozialer Wandel Wertwandel Empirische Untersuchung Methodik Ostberlin Westberlin Kollektivismus

Boehnke, Klaus:
Sozialer Wandel als Methodenproblem : Analysen am Beispiel der Entwicklung von Individualismus und Kollektivismus bei Ost- und Westberliner Jugendlichen zwischen 1990 und 1992 / Klaus Boehnke, Hans Merkens, 1995. - S.731-744 - (Zeitschrift für Pädagogik) Methoden- und Wissenschaftskritik

Zugangsnummer: U-0147164
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