Neumann, Dieter
"Verwissenschaftlichung" als Mythos? Legitimationsprobleme der Lehrerbildung in historischer Sicht
Zeitschriftenartikel

Die Arbeit analysiert die Auseinandersetzungen der Professionselite der deutschen Lehrerschaft an den drei entscheidenden institutionellen Umschaltungen (Seminar - Akademie - Universität). Sie untersucht die zentralen Begründungsformeln für eine wissenschaftliche Lehrerausbildung und kommt zu dem Ergebnis, daß bei nahezu allen Legitimationsversuchen zentrale Topoi immer wiederkehren. Die Wissenschaftlichkeit der Ausbildung für den praktischen Lehrerberuf wird mit "Verschwierigung" begründet, also mit der Vorstellung, daß nur eine anspruchsvolle und voraussetzungsreiche, eben "schwierige" Wissenschaft (die Pädagogik) in der Lage sei, die praktischen Probleme der Schule zu lösen. Diese Wissenschaft sei vorab zu studieren, um den Lehrer hinreichend handlungsfähig zu machen. - Eine solche Wirkungsannahme wird hier als "mythisch" bezeichnet, weil sie weder die Funktionsweise von Wissenschaften noch die Beziehung von Wissenschaft und Handlungspraxis erfaßt, wohl aber für die entscheidenden Stimuli der Aufstiegserwartung einer Profession sorgen kann. Es fragt sich, welche künftigen Legitimationen für eine wissenschaftliche Lehrerbildung noch möglich sind, wenn die zentrale Erwartung ihrer eigenen Geschichte, nämlich die Verbesserung des Handelns durch "Wissenschaft", unerfüllt geblieben ist.

Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1984/2 (1984)


Weiterführende Informationen


Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik

Personen: Neumann, Dieter Oelkers, Jürgen

Schlagwörter: Geschichte Lehrer Erziehungswissenschaft Lehrerausbildung Legitimation

Neumann, Dieter:
"Verwissenschaftlichung" als Mythos? : Legitimationsprobleme der Lehrerbildung in historischer Sicht / Dieter Neumann ; Jürgen Oelkers, 1984. - S.229-252 - (Zeitschrift für Pädagogik)

Zugangsnummer: U-0084865
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