Dieser Beitrag, der einen konzeptuellen Rahmen für das Thema dieses Heftes darstellt, will nicht einen allgemeinen Überblick über den gesamten Stand der gegenwärtigen Erforschung frühkindlicher Sozialisationsprozesse geben, sondern anhand dreier unterschiedlicher theoretischer Ansätze (Psychologie, Humanethologie und Psychoanalyse) eine neue Orientierung in der Sozialisationsforschung erläutern: Die Erforschung der Mutter-Kind-Dyade steht nicht mehr dominant im Zentrum des Interesses; vielmehr wird auch anderen Bezugspersonen des Kindes, wie dem Vater, den Geschwistern, aber auch Nachbarn und Freunden, neuerdings eine wesentliche Bedeutung für den Sozialisationsprozeß zuerkannt. Zielsetzung dieser Forschung ist die Rekonstruktion der sozialen Lebenswelt des Kindes. In Verbindung mit diesem Ansatz geht man nicht mehr davon aus, daß das Kind ein gleichsam passiver Rezipient von Umwelteinflüssen ist, sondern daß von Anfang an das Kind bereits über ein Eigenpotential verfügt, Interaktionen aktiv mitzugestalten. Als beispielhaft für diese Neuorientierung werden einige Untersuchungen zur Vater-Kind-Beziehung, zur Geschwister-Beziehung und zum interaktiven Potential des Säuglings diskutiert.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1982/2
(1982)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Schütze, Yvonne
Schütze, Yvonne:
Von der Mutter-Kind-Dyade zum familialen System : neue Beiträge aus Psychologie, Humantheologie und Psychoanalyse zur Erforschung der frühkindlichen Sozialisation / Yvonne Schütze, 1982. - S.203-219 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel