Rainer Meerkamp setzt in seinem Beitrag einen Impuls für Erfahrungsoffenheit und aktives Hinsehen in der "lesbaren" sozialen Welt. Die Praxisbeispiele, die er betrachtet, kommen aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, seine Überlegungen betreffen jedoch den Arbeitsmodus des gesamten sozialpädagogischen Handlungsfeldes. Der Autor beginnt mit der Schilderung zweier Szenen, in denen Fachkräfte der Offenen Jugendarbeit über gravierende Probleme Jugendlicher stillschweigend hinwegsehen und zur Alltagsroutine übergehen. In der Auseinandersetzung mit einer solchen Praxis entwickelt er den Begriff der Mantik, der eine Haltung beinhaltet, durch die man die soziale Welt an sich herankommen lässt und dann intensiv liest, studiert und reflektiert. Der Autor fragt sich, welche sozialen Wahrnehmungen zu sinnvollen sozialen Begegnungen unabdingbar dazugehören. Er benennt die in vielen Studiengängen nahegelegte schnelle Abstraktion als Blockade für ein solches "Lesen" der sozialen Welt. Dabei ist die Mantik in der (Offenen) Jugendarbeit für den Autor z.B. Voraussetzung für eine präventive Wachheit. "Frühwarnkompetenz" funktioniere nicht ohne Wahrnehmungsstärke, stellt er fest. Stattdessen bemerkt der Autor vielerorts einen sozialberuflichen Tinnitus bzw. eine soziale Legasthenie.
Enthalten in:
deutsche jugend; 2019/7/8 Zeitschrift für die Jugendarbeit
(2019)
Serie / Reihe: deutsche jugend
Personen: Meerkamp, Rainer
Meerkamp, Rainer:
Zur Bedeutung der Weltlesekunst in der (Offenen) Jugendarbeit / Rainer Meerkamp, 2019. - Seite 339-345 - (deutsche jugend) Offene Kinder- und Jugendarbeit
Zeitschriftenartikel