Planungsentscheidungen von Expertenlehrpersonen sind untrennbar mit den spezifischen situativen Anforderungen, mit der Lerngruppe, verbunden. In dieser Untersuchung soll die Kontextsituierung als Ausgangspunkt aufgegriffen werden, indem ein ausgewählter Ausschnitt der in schriftlichen Unterrichtsplanungen von angehenden Lehrkräften realisierten Planungskompetenz theoriegeleitet als Konstrukt konzipiert und empirisch erfasst wird. Als zentrale generische Anforderung fokussieren wir die didaktische Adaptivität, d. h. die fachunspezifische Passung von kognitiven Voraussetzungen einer Lerngruppe und den Aufgaben für die geplante Unterrichtsstunde. Die Konzeption wird über Indikatoren (Analysekriterien) operationalisiert, um Planungsentscheidungen aus schriftlichen Unterrichtsplanungen zu rekonstruieren und zu quantifizieren. Datengrundlage bilden schriftliche Unterrichtsplanungen (Lehrproben) von 106 angehenden Lehrkräften in Berlin zu zwei Zeitpunkten (Beginn und Ende der zweiten Ausbildungsphase bzw. Referendariat). Die Ergebnisse zeigen, dass unterschiedlich komplexe Analysekriterien - verwendet als Items bei einer Rasch-Skalierung - erwartungsgemäß unterschiedlich hohe Lösungshäufigkeiten aufweisen, dass die betrachtete Kompetenz reliabel gemessen werden kann und dass es wie erwartet im Verlauf der zweiten Ausbildungsphase zu einem Zuwachs an gemessener Planungskompetenz kommt. Interkorrelative Analysen mit Außenkriterien (Abiturnote, Note des Ersten Staatsexamens, professionelle Überzeugungen zum Lehren und Lernen) belegen die Konstruktvalidität zusätzlich. Eine kleine Analyse an einer zusätzlichen Stichprobe von 22 Referendaren aus der Ausbildungsregion Köln zum Zusammenhang zwischen Planungskompetenz und Schülerurteilen zur gehaltenen Unterrichtsstunde geben erste Hinweise auf prognostische Validität. Limitierungen des methodischen Vorgehens und Implikationen für die Gestaltung der Lehrerausbildung werden diskutiert.
Planning decisions of expert teachers are inextricably linked to the specific teaching demands of the learning group. This study focuses on situational aspects through an examination of selected extracts of written lesson plans of trainee teachers, which are constructively conceptualized and then empirically measured. We highlight pedagogical adaptivity (i.e. the ways in which the cognitive requirements of the learning group fit with the assignments of the respective lesson) as a central generic task. This conceptualization is operationalized using several indicators (analysis criteria) to reconstruct and quantify planning decisions from written lesson plans. The data set comprises the written plans of demonstration lessons of 106 trainee teachers in Berlin at two points in time (the beginning and end of the second phase of initial teacher training). Findings confirm that differently complex analysis criteria used in a Rasch analysis show different item difficulty. Planning competence can be measured in a reliable way and, as expected, increases during the second phase of initial teacher training. In addition, inter-correlative analyses using external criteria (grades from second and third level education, professional beliefs about teaching and learning) prove the construct validity. An additional sample of 22 teacher candidates from the Cologne region, used to analyze the relation between planning competence and student ratings on the lesson taught, provide some initial insights into the measure's predictive validity. Limitations of the methodological approach and implications for teacher education are discussed.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2015/2
(2015)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: König, Johannes Buchholtz, Christiane Dohmen, Dieter
König, Johannes:
Analyse von schriftlichen Unterrichtsplanungen : empirische Befunde zur didaktischen Adaptivität als Aspekt der Planungskompetenz angehender Lehrkräfte / Johannes König ; Christiane Buchholtz ; Dieter Dohmen, 2015. - S.375-404 : Tab. - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft)
Zeitschriftenaufsatz