Wolbring, Tobias
Attraktivität, Reziprozität und Lehrveranstaltungsevaluation eine experimentelle Untersuchung
Zeitschriftenaufsatz

Der vorliegende Beitrag behandelt den Zusammenhang zwischen Attraktivität des Lehrpersonals und dessen Bewertung durch Studierende. Weiterhin wird der Einfluss der Notengebung auf die studentische Lehrveranstaltungsevaluation untersucht. Mittels eines experimentellen Designs werden Hypothesen zur Wirkung von Attraktivität, zum Frog-Pond-Effekt, zu geschlechtlichen Moderatoren sowie zur Notengebung empirisch geprüft. Unter Kontrolle auf Drittvariablen zeigt sich nur ein sehr schwacher Einfluss der Attraktivität, der teilweise, aber nicht nur auf deren produktivitätssteigernde Wirkung zurückzuführen ist. Dabei werden unabhängig vom Urteilergeschlecht attraktive Dozentinnen bevorteilt. Demgegenüber werden attraktive Dozenten stärker als unattraktive Dozenten im Sinne einer Beauty Penalty sogar sanktioniert, wenn sie einen schwierigen Test stellen. Die Frog-Pond-Hypothese findet empirisch keine Bestätigung: die Attraktivität des Kollegiums moderiert nicht den Attraktivitätseffekt. Reziprokes Bewertungsverhalten zeigt sich dagegen durchgehend in der theoretisch erwarteten Richtung. Es ist für studentische Qualitätsurteile erheblich bedeutsamer als es Attraktivitätseffekte sind. Alternative Erklärungen für diesen Notengebungseffekt können ausgeschlossen werden.
In this article we investigate the relationship between academic teachers? attractiveness and their students? evaluations of teaching. Furthermore it is examined, whether teachers? grading influences students? evaluations of teaching. Using data from an experimental design, hypotheses about attractiveness effects, frog-pond-effects, moderating gender effects and influences of grading are empirically tested. Controlling for confounding factors we find a very weak attractiveness effect, which can partly, but not only be ascribed to beauty?s productivity enhancing influence. Thereby, independently from the raters? sex, female teachers profit from their looks. In contrast to that attractive male teachers are even sanctioned more strongly by their students for difficult tests than unattractive teachers. The frog-pond-hypothesis cannot empirically be supported: the attractiveness of teachers? colleagues has no influence on the attractiveness effect. However, reciprocal evaluation behavior can consistently be found in the theoretical expected manner. It is substantially more relevant for students? evaluations of teaching than attractiveness effects are. Alternative explanations for this grading effect can be excluded.

Enthalten in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; 2010/4 (2010)


Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

Personen: Wolbring, Tobias Hellmann, Anja

Schlagwörter: Empirische Untersuchung Diskriminierung Hochschule Evaluation Notengebung Geschlecht Reziprozität

Wolbring, Tobias:
Attraktivität, Reziprozität und Lehrveranstaltungsevaluation : eine experimentelle Untersuchung / Tobias Wolbring ; Anja Hellmann, 2010. - S.707-730 : Tab. - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie)

Zugangsnummer: U-0281496
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