Mansel, Jürgen
Ausländer unter Tatverdacht eine vergleichene Analyse von Einstellung und Anklageerhebung auf der Basis staatsanwaltlicher Ermittlungsakten
Zeitschriftenaufsatz

Die Befunde zur Quantität und zur Qualität kriminalisierbaren Verhaltens von Zuwanderergruppen sind (u.a. auch je nach der zugrundegelegten Datenquelle) zum Teil sehr unterschiedlich und werden je nach theoretischer Position auch verschieden interpretiert. Umstritten ist auch der Sachverhalt, weshalb Strafverfahren, in welchen gegen junge nichtdeutsche Tatverdächtige ermittelt wird, häufiger eingestellt werden, als jene gegen Deutsche. Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Beitrag anhand von Daten, die im Rahmen einer Auswertung von staatsanwaltlichen Ermittlungsakten erhoben wurden (N = 860 Tatverdächtige) geprüft, ob sich die Qualität und die Struktur der Delikte, die Deutschen und Nichtdeutschen zur Last gelegt werden, sowie die Ergebnisse der Ermittlungsarbeit unterscheiden. Im Hinblick auf die Qualität ergeben sich bei den Delikten, die Deutschen und Nichtdeutschen zur Last gelegt werden, nur graduelle Unterschiede. Als relevant für die höhere Einstellungsquote von Ermittlungsverfahren gegen junge Ausländer erweist sich demgegenüber primär die Beweislage. Dies muss jedoch keineswegs als ein Hinweis darauf gedeutet werden, dass es den jungen Nichtdeutschen häufiger gelingt, die Tatumstände erfolgreich zu 'verschleiern', sondern kann auch darauf beruhen, dass Nichtdeutsche häufiger fälschlich der Ausführung einer Straftat verdächtigt werden.

Findings on the quantity and quality of criminal behavior of immigrant groups differ very widely (partly depending on the source of data used) and interpretations differ according to theoretical standpoint. There is also controversy over the reasons why charges are more often dropped in cases against young non-Germans than in cases against German citizens. Data from prosecution service records were analysed (N = 860 suspects) to investigate whether differences could be found in the quality and structure of the offenses of which Germans and non-Germans were accused, or in the outcome of the investigations. Only marginal differences were found in the quality of offenses with which Germans and non-Germans were charged. The primary reason for the higher rate of charges being dropped against young foreigners was found to be lack of evidence. This need not, however, in any way be interpreted as meaning that young foreigners are more successful at hiding the evidence of their crimes. It could simply show that non-Germans are more often falsely accused of committing a crime.

Enthalten in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; 2008/3 (2008)


Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

Personen: Mansel, Jürgen

Schlagwörter: Empirische Untersuchung Jugendlicher Ausländer Kriminalität

Mansel, Jürgen:
Ausländer unter Tatverdacht : eine vergleichene Analyse von Einstellung und Anklageerhebung auf der Basis staatsanwaltlicher Ermittlungsakten / Jürgen Mansel, 2008. - S.551-578 : Tab. - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie)

Zugangsnummer: U-0247516
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