Diekmann, Andreas
Die Anderen als sozialer Kontext zur Bedeutung strategischer Interaktion
Zeitschriftenaufsatz

Strategisches Handeln bedeutet, dass die Ergebnisse einer Handlung von "Ego" von den Handlungen der "Alteri" abhängig sind. Solche Situationen sind zahlreich im Alltagsleben, in Wirtschaft und Politik. Pioniere wie Erving Goffman oder Raymond Boudon haben die Bedeutung strategischen Handelns für die soziologische Analyse frühzeitig erkannt. Die Handlungsmöglichkeiten anderer Personen bilden den strategischen Kontext einer Person. Zwischen Kontext und Handlung besteht eine Wechselwirkung, deren Dynamik mit spieltheoretischen Modellen analysiert werden kann. Anhand der drei Beispiele Verantwortungsdiffusion, Wettbewerb und relative Deprivation, sozialer Tausch und Vertrauensproblem wird strategisches Handeln erläutert und aufgezeigt, dass strategischer Kontext die Ressourcen und die Wahrnehmung von Chancen beeinflusst, die in Analysen strategischen Handelns eben nicht als exogen angenommen werden können. Analysen des strategischen Kontexts bewegen sich sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene. Allerdings sind die strikten Rationalitätsanforderungen der Modelle nicht immer erfüllt. Oft sind evolutionäre Erklärungen angemessener, die auf weniger restriktiven Annahmen adaptiven Verhaltens basieren.
An action is defined as "strategic" when the consequences of ego's action depend on the action of alter. Situations of strategic interaction are numerous in daily life, business, and politics. Pioneers like Erving Goffman or Raymond Boudon recognized the importance of strategic interaction in sociological analysis long ago. Other peoples' opportunities of actions form ego's strategic context. The dynamics of the impact of the strategic context on ego's action can be modeled and analyzed by means of game theory. We will discuss three examples of strategic interaction models: "Diffusion of responsibility", Boudon's "logic of relative frustration", and the problem of social exchange and trust. We demonstrate the effects of the strategic context on the opportunities and beliefs of actors. In contrast to non-strategic rational choice theory, beliefs and opportunities are not assumed as exogenous. The analysis of the strategic context contributes to a better understanding of the micro-level effects and the macro-level implications. However, the strict rationality requirements of game models are often violated. In these situations, evolutionary models based on principles of learning and adaptions are more adequate than models based on assumptions of strict rationality.

Enthalten in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; 2014/Sonderheft 54 (2014)


Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

Personen: Diekmann, Andreas

Schlagwörter: Rationalität Soziales Handeln Handlungstheorie Kontext Strategie Soziale Umwelt

Diekmann, Andreas:
¬Die¬ Anderen als sozialer Kontext : zur Bedeutung strategischer Interaktion / Andreas Diekmann, 2014. - S.47-66 : graph. Darst. - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie) Soziale Kontakte und Soziale Mechanismen

Zugangsnummer: U-0323171
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