Die Konsequenzen der Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) werden in Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, u.a. weil es lange an belastbaren empirischen Daten mangelte. Der vorliegende Beitrag untersucht die Frage, ob sich Abiturientinnen und Abiturienten aus G8- und G9-Jahrgängen in Baden-Württemberg im Hinblick auf verschiedene Kompetenzbereiche sowie in ihren Selbstberichten zu ihrer schulischen Beanspruchung, ihren gesundheitlichen Beschwerden und in ihrem Freizeitverhalten unterschieden. Die Analysen beruhen auf Daten von vier Kohorten der Zusatzstudie Baden-Württemberg des Nationalen Bildungspanels: der letzte reine G9-Jahrgang (N = 1341), der G9-Doppeljahrgang (N = 1284), der G8-Doppeljahrgang (N = 1293) und der erste reine G8-Jahrgang (N = 1292). Im Hinblick auf die fachspezifischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern zeigten sich zwischen G8- und G9-Jahrgängen in den Bereichen Mathematik und Physik keine Unterschiede, in Biologie geringfügige und in der Englisch-Lesekompetenz substanzielle Unterschiede zugunsten der Schülerinnen und Schüler aus G9-Jahrgängen. Bei der schulischen Beanspruchung und den gesundheitlichen Beschwerden fanden sich in G8-Jahrgängen substanziell höhere Werte. Im Hinblick auf das Freizeitverhalten fanden sich uneinheitliche Ergebnisse. Fragen nach Ursachen der Reformeffekte sowie Implikationen der Befunde für die Schulpolitik werden abschließend diskutiert.
The introduction of the eight-year high school stream was considered controversial by politicians and the public, partially because of the lack of empirical data supporting the decision. The present study compared students from G8 and G9 cohorts in Baden-Württemberg regarding cognitive variables such as competence in mathematics, English reading, physics and biology as well as non-cognitive outcomes such as school related stress, health problems and leisure time activities. Based on representative data from the National Educational Panel Study (NEPS; Add-on-Study Baden-Württemberg), students from four cohorts spanning 2011 to 2013 were compared. In regard to the subject-specific competences we found no differences between students from G8 and G9 cohorts in mathematics and physics, minor disadvantages for G8 students in biology and the largest disadvantage for G8 students in English reading achievement. Concerning stress and health problems we found disadvantages for G8 students, whereas effects for leisure time use remained inconsistent. Interpretations of the findings and possible implications are discussed.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2017/4
(2017)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: Hübner, Nicolas Wagner, Wolfgang Kramer, Jochen Nagengast, Benjamin Trautwein, Ulrich
¬Die¬ G8-Reform in Baden-Württemberg : Kompetenzen, Wohlbefinden und Freizeitverhalten vor und nach der Reform / Nicolas Hübner, Wolfgang Wagner, Jochen Kramer, Benjamin Nagengast, Ulrich Trautwein, 2017. - Seite 748-771 - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft)
Zeitschriftenaufsatz