Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Erleben des Entscheidungsprozesses nach einem positiven Pränataldiagnostikbefund. Dazu wird mit Hilfe der objektiven Hermeneutik ein Interview mit einer schwangeren Frau ausgewertet. Der Beitrag zeichnet nach, dass der manifeste Sinngehalt und die latenten Sinnstrukturen, die sich aus dem Interviewtext rekonstruieren lassen, deutlich voneinander abweichen. Die befragte Frau befindet sich trotz einer kommunizierten Entscheidung, die Schwangerschaft fortzuführen, weiterhin in einer schweren (Entscheidungs-)krise und erlebt sich als kaum handlungs- und entscheidungsfähig. Es scheint auf der Basis der Ergebnisse fraglich, ob eine Verbesserung der Beratung vor der Inanspruchnahme von Pränataldiagnostik und während des Entscheidungsprozesses allein ausreichend ist. Wir plädieren dafür, zudem eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den divergierenden Deutungsmustern zu Familie, Mutterschaft und Behinderung zu unterstützen und sie durch care-ethische Konzepte zu flankieren.
Enthalten in:
Gemeinsam leben; 2022/2 Zeitschrift für Inklusion
(2022)
Serie / Reihe: Gemeinsam leben
Personen: Stierand, Cleo Lindmeier, Bettina
Stierand, Cleo:
"Die Hoffnung stirbt zum Schluss" : eine rekonstruktive Studie zum Erleben von Entscheidungsprozessen im Kontext von pränataler Diagnostik / Cleo Stierand, Bettina Lindmeier, 2022. - Seite 60-71 - (Gemeinsam leben) Familie(n) leben
Zeitschriftenaufsatz