Herkunftsbedingte Unterschiede der Bildungsbeteiligung und des Kompetenzerwerbs stellen einen Untersuchungsschwerpunkt in der Pisa-Studie dar. In der Bundesrepublik war ein besonders enger Zusammenhang zwischen Strukturmerkmalen familiärer Lebensverhältnisse (sozioökonomischer Status, Bildungsniveau, Migrationstatus), Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb nachweisbar. Ziel des Beitrags ist es, auf Grundlage der Daten der nationalen Erweiterung von PISA die disparitätserzeugenden Effekte familiärer Strukturmerkmale durch Prozessmerkmale familiärer Lebensverhältnisse (kulturelle und kommunikative Praxis), institutionelle (Schulform) und psychologische Faktoren zu erklären. Dies geschieht in zwei Schritten: Zunächst wird mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen gezeigt, dass die Effekte von familiären Strukturmerkmalen überwiegend durch die kulturelle Praxis von Familien vermittelt sind. In einer sequentiellen Berechnung von Regressionsmodellen ergeben sich sodann deutliche Hinweise darauf, dass die Wirkung familiärer Struktur- und Prozessmerkmale im Wesentlichen über individuelle Fähigkeits- und Motivationsunterschiede (kognitive Grundfähigkeiten, Lesegeschwindigkeit, Leseinteresse, metakognitive Lernstrategien) transportiert werden. Die psychologischen und institutionellen Vermittlungsmechanismen tragen gemeinsam, aber auch jeweils spezifisch und damit kumulativ zu sozialen Unterschieden im Kompetenzerwerb bei.
The effect of students' social background an their educational participation and attainment is a central focus of the PISA study. For Germany, the link between structural Features of the family background (socio-econornic status, level of education, migration status) and educational participation and attainment was shown to be particularly strong. Drawing an data from the German national extension of the PISA study, an explanation of these disparity effects is proposed, relying an process-based features (cultural and communicative practices), institutional factors (school type) and psychological factors. This is done in a two-step approach. First, structural equation models are used to Show that most ef Fetts of family background structures are mediated by families' cultural practices. Second, sequential analyses of regression models are run, providing strong evidente to suggest that the effects of family structures and processes are essentially transmitted through individual differences in competencies and motivation (basic cognitive abilities, reading speed, interest in reading, meta-cognitive learning strategies). Psychological and institutional mediation mechanisms contribute, jointly as well as individually, and thus cumulatively, to social differences in attainment.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2003/1
(2003)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: Baumert, Jürgen Watermann, Rainer Schümer, Gundel
Baumert, Jürgen:
Disparitäten der Bildungsbeteiligung und des Kompetenzerwerbs : ein institutionelles und individuelles Mediationsmodell / Jürgen Baumert / Rainer Watermann / Gundel Schümer, 2003. - S.46-71 : graph. Darst., Tab. - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Soziale Ungleichheit
Zeitschriftenaufsatz