Gresch, Cornelia
Empfehlungsstatus, Übergangsempfehlung und der Wechsel in die Sekundarstufe I Bildungsentscheidungen und soziale Ungleichheit
Zeitschriftenaufsatz

Die Bundesländer in Deutschland unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht in der Ausgestaltung des Bildungswesens beim Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe. Ein zentraler Unterschied bezieht sich auf die Bindungskraft der Übergangsempfehlung. Während diese in einigen Ländern reinen Vorschlagscharakter besitzt und die Eltern unabhängig von der Empfehlung das Kind ohne Einschränkung auf einer höheren Schulform anmelden können, ist es in anderen Ländern notwendig, dass das Kind weitere Leistungsnachweise erbringt, sofern es auf eine höhere Schulform gehen möchte als die empfohlene. Dieser Beitrag untersucht die Frage, wie diese unterschiedlichen Regelungen unter Berücksichtigung der erhaltenen Empfehlung mit dem tatsächlichen Übergangsverhalten nach der Grundschule zusammenhängen und ob soziale Ungleichheit beim Übergang durch bindende Empfehlungen verstärkt oder reduziert wird. Anhand der Übergangsstudie, durchgeführt am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, wird das Übergangsverhalten in 13 Bundesländern analysiert. Es zeigt sich, dass Eltern aus sozial privilegierten Verhältnissen ihr Kind häufiger auch ohne entsprechende Empfehlung auf das Gymnasium schicken als Eltern aus weniger privilegierten Verhältnissen. Dieser Effekt vergrößert sich zusätzlich in den Bundesländern, in denen der Elternwille freigegeben ist und keine weiteren Leistungsnachweise notwendig sind, um das Kind auf eine höhere Schulform zu schicken als empfohlen.
The German states differ in a number of respects in the way the transition from elementary to secondary education is organized. One major difference is whether or not the secondary tracking recommendations made by elementary schools are binding. In some states, the elementary school's recommendation of a secondary track is merely a suggestion and parents have the right to enroll their child in a higher secondary track if they choose to do so; in other states, children aspiring to attend a higher secondary track than the one recommended have to provide further evidence of their suitability for that track. This article examines how these different regulations are related to students' actual transition behavior at the end of elementary schooling and whether binding recommendations increase or decrease social inequality at the transition to secondary education. Drawing on data from a Transition Study conducted at the Max Planck Institute for Human Development, the article analyzes transition behavior in 13 German states. Results show that children from socially privileged families are more likely than children from less privileged backgrounds to be enrolled in an academic-track Gymnasium without a corresponding recommendation. This effect is larger in states in which parents are free to choose a secondary track and no further evidence of student ability is required to enroll a child in a higher track than recommended.

Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2009/Sonderheft 12 (2009)


Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Personen: Gresch, Cornelia Baumert, Jürgen Maaz, Kai

Schlagwörter: Grundschule Übergang Sekundarstufe I Soziale Ungleichheit Soziale Herkunft Schullaufbahnempfehlung Schullaufbahn

Gresch, Cornelia:
Empfehlungsstatus, Übergangsempfehlung und der Wechsel in die Sekundarstufe I : Bildungsentscheidungen und soziale Ungleichheit / Cornelia Gresch ; Jürgen Baumert ; Kai Maaz, 2009. - S.230-256 : graph. Darst., Tab. - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Bildungsentscheidungen

Zugangsnummer: U-0265483
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