In den Erziehungswissenschaften lässt sich seit einigen Jahren eine verstärkte Auseinandersetzung mit Forschungsergebnissen aus dem Bereich der Neurowissenschaften beobachten. Die Meinungen darüber, welchen Stellenwert neurowissenschaftliche Befunde für pädagogische Theorie und Praxis haben, gehen weit auseinander. Der vorliegende Beitrag stellt zunächst den epistemischen Kontext dieses interdisziplinären Transfers dar, um danach einen Überblick über den Stand der erziehungswissenschaftlichen Diskussion zu geben. Vorgestellt werden drei unterschiedliche Muster erziehungswissenschaftlicher Wahrnehmung und Beurteilung: Während "direkte Aufnahmen" und "kritische Begrenzungen" entweder auf Import oder auf Zurückweisung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse setzen, versuchen "kritische Übersetzungen" erziehungswissenschaftliche Rückfragen an neurowissenschaftliche Forschung zu formulieren.
In recent years the results of brain research and contemporary neuroscience have attracted great attention in the field of education science. However, debates continue on the relevance neuroscientific findings for educational theory and practice. After sketching out the epistemic context in which this debate takes place, this paper distinguishes between three different patterns of perception and appraisal of neuroscientific knowledge in education science: While 'direct employments' and 'critical limitations' focus on either directly integrating or rejecting neuroscientific knowledge, 'critical translations' approach contemporary neuroscience by asking specific questions which are of particular concern to education science.

Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2006/Sonderheft 5 (2006)

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Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Personen: Müller, Thomas

Schlagwörter: Interdisziplinarität Rezeption Erziehungswissenschaft Neurowissenschaft Naturalismus