Alle Erkenntnisse und Aussagen, die objektiv falsch sind, aber subjektiv als richtig angesehen werden, nennt man Irrtümer. Ein Paradebeispiel für einen veritablen Irrtum ist der Satz: Die Erde ist eine Scheibe. Vor Kopernikus haben die Menschen an die Richtigkeit dieses Satzes geglaubt; ja, sie waren felsenfest davon überzeugt. Sie haben nicht etwa gelogen, sondern sie wussten es einfach nicht besser. Das unterscheidet den Irrtum von der Lüge. Der Irrende weiß nicht im Geringsten, dass er irrt. Der Lügner kennt sehr wohl die Wahrheit, aber er sagt ganz bewusst die Unwahrheit, und weiß auch darum. Bei allen Irrtümern geht es also um unzutreffende Aussagen, falsche Annahmen, unbewiesene Behauptungen, fehlerhafte Urteile oder unbelegte Meinungen. Irrtümer verfälschen die Wahrheit nicht bewusst, sondern sie entstehen eher unabsichtlich. Irrtümer sind deshalb moralisch nicht verwerflich, denn sie beruhen zumeist auf bestem Wissen und Gewissen. "Irren ist menschlich", sagt das Sprichwort.
Enthalten in:
Gemeinsam leben; 2014/1 Zeitschrift für Inklusion
(2014)
Serie / Reihe: Gemeinsam leben
Personen: Wocken, Hans
Wocken, Hans:
Frei herumlaufende Irrtümer: eine Warnung vor pseudoinklusiven Betörungen * 1 / Hans Wocken, 2014. - S.52-62 - (Gemeinsam leben)
Zeitschriftenaufsatz