Valtin, Renate
Geschlechterrollenorientierungen und ihre Beziehungen zu Maßen der Ich-Stärke bei Jugendlichen aus Ost- und Westberlin
Zeitschriftenaufsatz

In einer Stichprobe von 2630 Jugendlichen achter Klassen aus Gymnasien, Real-, Gesamt- und Hauptschulen in Ost- und Westberlin wurde im Jahr 2001 die Akzeptanz von Geschlechterrollenorientierungen (traditionell vs. partnerschaftlich) erfasst und ihr Zusammenhang mit Maßen der Ich-Stärke (positives Bild von sich selbst, psychische Stabilität, produktiver Umgang mit Erfolg und Misserfolg) untersucht. Dem partnerschaftlichen Konzept wurde in höherem Maße zugestimmt als dem traditionellen. Dabei ergaben sich Geschlechts?, Ost/West- sowie Schulartunterschiede in der partnerschaftlichen sowie traditionellen Orientierung. Weibliche Jugendliche waren weniger traditionell eingestellt als männliche. Ostberliner Schüler/innen waren weniger traditionell orientiert als Westberliner und Gymnasiast/inn/en hatten eine niedrigere traditionelle Orientierung als Gesamt-, Real- und Hauptschüler/innen. Je höher der Bildungsstand (gemessen an der Schulform und dem Bildungsniveau der Mutter), desto höher war die Akzeptanz der Gleichberechtigung der Geschlechter. Die Jugendlichen wurden nach dem Grad ihrer traditionellen Orientierung in drei Cluster eingeteilt und hinsichtlich der Ausprägung von Maßen der Ich-Stärke miteinander verglichen. Dabei zeigte sich, dass Jugendliche mit hoher traditioneller Orientierung ein niedrigeres Selbstwertgefühl, sowie eine höhere Leistungsangst, mehr Furcht vor Misserfolg und in höherem Maße selbstwertmindernde Attributionen äußerten als Jugendliche mittlerer und niedriger traditioneller Orientierung. Jugendliche, die in höherem Ausmaß über die persönliche Ressource der Ich-Stärke verfügen, traten häufiger für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein.
A sample of 2630 adolescents from grade 8 attending different types of secondary school in East and West Berlin was assessed in 2001. The aim was twofold: to ascertain their acceptance of gender-role orientation (i.e. traditional norms vs. equality in gender relations) and to link it to degrees of ego-strength (high self-concept, psychological stability, ability to deal with success or failure in a constructive manner). The concept of equality in gender relations was found to be more prevalent among females, pupils in East Berlin and those pupils attending grammar schools. Much higher the education level of the pupils (measured according to the school attended and the education level of their mothers), much greater the acceptance of gender equality. The adolescents were classified in three clusters according to the degree of traditional orientation and then compared. Results showed that adolescents with a high traditional orientation displayed lower self-concept, a higher level of test anxiety, a greater fear of failure and higher attribution of failure to lack of ability than those adolescents with moderate and low traditional orientation. Those displaying a greater range of characteristics related to ego-strength supported gender equality more frequently.

Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2004/1 (2004)


Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Personen: Valtin, Renate Wagner, Christine

Schlagwörter: Empirische Untersuchung Jugendlicher Geschlechterrolle Selbstbewußtsein Selbstbild

Valtin, Renate:
Geschlechterrollenorientierungen und ihre Beziehungen zu Maßen der Ich-Stärke bei Jugendlichen aus Ost- und Westberlin / Renate Valtin ; Christine Wagner, 2004. - S.103-120 : graph. Darst. - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft)

Zugangsnummer: U-0203935
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