Stanat, Petra
Geschlechterspezifische Leistungsunterschiede bei Fünfzehnjährigen im internationalen Vergleich
Zeitschriftenaufsatz

Während Geschlechterunterschiede in mathematisch-naturwissenschaftlichen Leistungen bereits umfassend dokumentiert sind und sich weitgehend übereinstimmend Vorteile für die Jungen zeigen, ist die Befundlage für den sprachlichen Bereich, insbesondere für die Lesekompetenz, noch uneindeutig. Die Daten der internationalen PISA-Stichprobe mit 174.923 15-jährigen Schülerinnen und Schülern aus 32 Staaten werden genutzt, um Geschlechterunterschiede in der Lesekompetenz von Jugendlichen genauer zu bestimmen. Zusätzlich zur international vergleichenden Analyse der Differenzen werden geschlechterspezifische Leistungsprofile für verschiedene Textformate und Teilaspekte des Leseverständnisses untersucht. Weiterhin wird die Bedeutung motivationaler Merkmale für die Erklärung der Leistungsdifferenzen analysiert. Die Ergebnisse zeigen deutliche Leistungsunterschiede zugunsten der Mädchen in allen 32 Staaten. Die Differenzen sind bei kontinuierlichen Texten ausgeprägter als bei nicht-kontinuierlichen Texten, und sie variieren systematisch über verschiedene Anforderungen von Leseaktivitäten. Ergebnisse von Mediationsanalysen weisen darauf hin, dass die Leistungsunterschiede zu einem erheblichen Teil auf Differenzen im Leseinteresse zurückzuführen sind, wobei jedoch die Stärke des Mediationseffekts über verschiedene Teilaspekte der Lesekompetenz variiert. Gender differences in student performance in mathematics and science are already well documented, with boys tending to perform better than girls in these subject areas. With respect to verbal ability, and particularly reading literacy, however, no definite conclusions can yet be drawn. In the present paper, data from the international PISA sample of 174,923 15-year-olds from 32 countries are utilized to gain a more accurate insight into gender differences in young people's reading performance. In addition to the internationa lcomparative analysis of differences, gender-specific performance profiles for different text formats and specific aspects of reading literacy are examined. Furthermore, the role played by aspects of motivation in explaining the differences in achievement is investigated. The results show that girls clearly outperform boys in all 32 countries. Gender differences are more pronounced for continuous texts than for non-continuous texts and they vary according to different requirements of the reading activity. Mediation analyses indicate that the differences in performance can largely be ascribed to differences in reading interests, although the strength of this effect varies across different aspects of reading literacy.

Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2002/1 (2002)


Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Personen: Stanat, Petra Kunter, Mareike

Schlagwörter: Geschlechterrolle Internationaler Vergleich Sprache Lesen Interesse Leistungsfähigkeit Kognitive Entwicklung

Stanat, Petra:
Geschlechterspezifische Leistungsunterschiede bei Fünfzehnjährigen im internationalen Vergleich / Petra Stanat, Mareike Kunter, 2002. - S.28-48 - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Internationaler Leistungsvergleich - PISA

Zugangsnummer: U-0181474
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