Die Hochschulen in der BRD expandieren mehr oder weniger kontinuierlich bis heute; in der DDR stagnierten sie dagegen seit 1971. In diesen Verlaufsmustern kommen gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen zum Ausdruck. Das war in der DDR der materialistische Glaube an objektive Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung. Er fand in der Bildungs- und Arbeitskräfteplanung institutionellen Ausdruck und manifestierte sich in der Sozialkategorie der Intelligenz. Die wissenschaftliche Bildung nahm dabei partikularen Charakter an und wurde zum Opfer gesellschaftlicher Konflikte. In der BRD setzte sich dagegen die normative Vorstellung des individuellen Bildungsinteresses durch. Die zunächst noch ständisch exklusive Hochschulbildung wird verallgemeinert, und in der Arbeitswelt erhält die Berufskultur des Professionalismus eine Entwicklungsmöglichkeit. Die Hochschulbildung wird damit allmählich zum Inhalt eines allgemeinen gesellschaftlichen Interesses.
Enthalten in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; 2000/3
(2000)
Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Personen: Lenhardt, Gero Stock, Manfred
Lenhardt, Gero:
Hochschulentwicklung und Bürgerrechte in der BRD und der DDR / Gero Lenhardt und Manfred Stock, 2000. - S.520-540 - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie)
Zeitschriftenaufsatz