Vor mehr als zweihundert Jahren etablierte sich die Hörgeschädigtenpädagogik als erste sonderpädagogische Fachrichtung im deutschsprachigen Raum. Es handelt sich um eine sehr wechselvolle Geschichte einer pädagogischen Disziplin, die durch eine zum Teil heftig geführte Diskussion um das Verhältnis von Laut- und Gebärdensprache im Unterricht von Hörgeschädigten geprägt ist. Hierbei ging es nicht nur um die isolierte Frage nach einer optimalen kommunikativen Förderung, sondern auch um Vorstellungenn darüber, was eine "natürlich" begründete Bildung sei. Von Anfang an galt die Gebärdensprache zwar als ein natürliches Kommunikationsmittel, gesellschaftliche Anerkennung blieb ihr jedoch verwehrt. In besonderer Weise reagierte 1999 das Land Berlin mit der Verabschiedung eines Landesgleichstellungsgesetzes auf die veränderten gesellschaftlichen Anforderungen. Damit erhielt die Gebärdensprache im Unterricht von Schulen für Hörgeschädigte einen gleichberechtigten Platz neben der Laut- und Schriftsprache. Vor allein auf Druck der betroffenen Hörgeschädigten selbst erfolgte kurze Zeit später die bundesweite Anerkennung der Gebärdensprache. Mit diesem Prozess ist ein Umbruch in der Hörgeschädigtenpädagogik verbunden, die nun in vielfältiger Weise auf die Forderungen reagieren muss, sei es durch die Entwicklung neuer Curricula für die Vermittlung der Gebärdensprache, sei es durch eine entsprechende Qualifizierung der Hörgeschädigtenpädagogen und nicht zuletzt durch die Einrichtung neuer Forschungsschwerpunkte. Die in dem Zusammenhang stehenden neuen Entwicklungen an der Humboldt Universität sind Gegenstand des Beitrags.
Enthalten in:
Zeitschrift für Heilpädagogik; 2004/11
(2004)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Heilpädagogik
Personen: Ahrbeck, Bernd Günther, Klaus-B. Wolff, Sylvia
Ahrbeck, Bernd:
Hörgeschädigtenpädagogik im Umbruch / Bernd Ahrbeck, Klaus-B. Günther und Sylvia Wolff, 2004. - S.482-486 - (Zeitschrift für Heilpädagogik)
Zeitschriftenaufsatz