Wenngleich in der sozialwissenschaftlichen Forschungspraxis die gemeinsame Nutzung qualitati ver und standardisierter Ansätze weit verbreitet ist, zeigt sich in methodologischen, wissenschaftstheoretischen und professionspolitischen Debatten weiterhin häufig das altbekannte Schisma zwischen den beiden Forschungstraditionen. Dieser Trennung, wird hier widersprochen und anhand von Beispielen aufgezeigt, wie gerade eine an Ent wicklungsprozessen interessierte Forschung durch die Kombination beider Zugangsweisen gewinnen kann. Unter einer solchen Perspektive gerät die Frage nach der methodologischen Gründung der verwendeten Techniken in den Blick. Postuliert wird hier der Verzicht auf Sonderwege methodologischer Begründungen qualitativer Verfahren und der Gebrauch der existierenden einheitswis senschaftlicher Methodologie. Ausgehend von der gemeinsamen Erfahrung als empirische Forschungspraktiker werden über Pro blemstellungen aus dem Bereich der Lebensverlaufs- und Biographieforschung die spezifischen Stärken und Schwächen der jeweiligen Ansätze kontrastiert. Unter dem Blickwinkel der Kombination kann gezeigt werden, dass dieses multimethodische Vorgehen einerseits die Absicherungen von Erklärungen verbessert und andererseits adäquate Modelle der betrachteten Prozesse entworfen werden können. Im Falle inkompatibler Ergebnisse zeigt dieses Verfahren eine weitere Stärke: Jetzt können Modifikationen bestehender Erklärungsmodelle empirisch begründet vorgenommen werden. Althouah the combination of qualitative and quantitative methods is widely employed by research practitioners in the social sciences, the well established schism between the two research traditions still frequently emerges in methodological debates. While many authors in the educational sciences pretend that only a standardized and statistically oriented methodology is able to deal with the relevant questions in this field, others propagate qualitative methods as the only appropriate approach to the specific problems of this research field. This article contradicts both views and goes on to show that especially those research programmes centred on developmental processes can benefit from an integration of both perspectives. Associated with this research strategy is the problem of the methodological foundations of the different techniques. Instead of developing alternative methodological deliberations for the qualitative research, a common methodology for scientific research in general is postulated. Starting from practical experiences with biographical and life-course research, the strengths and weaknesses of each approach are contrasted with one another. The benefits of their combination are then considered. A multi-method approach leads to an improvement in the validity of conclusions drawn out of research findings. The utilization of different methods - which are often grounded in different paradigms - sheds light on the problem.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2000/3
(2000)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: Prein, Gerald Erzberger, Christian
Prein, Gerald:
Integration statt Konfrontation! : ein Beitrag zur methodologischen Diskussion um den Stellenwert quantitativen und qualitativen Forschungshandelns / Gerald Prein, Christian Erzberger, 2000. - S.343-357 - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Standards qualitativer Forschung
Zeitschriftenaufsatz