Insbesondere Zeitstrukturen wie Zukunftsbezug, Moratorium und Linearität als Merkmale der Vergesellschaftung von Jugend haben im sozialen Wandel bzw. der Entgrenzung von Jugend im aktivierenden Wohlfahrtsstaat zunehmend ihre Selbstverständlichkeit verloren. Dabei ist keineswegs von einer einheitlichen 'neuen' Zeitlichkeit von Jugend auszugehen, sondern vielmehr von Spannungsverhältnissen zwischen Zukunftsorientierung, Beschleunigung und Sequenzialität auf der einen und Gegenwartsorientierung, Zeitgewinn und Gleichzeitigkeit auf der anderen Seite, die wiederum durch Ungleichheitsverhältnisse strukturiert sind. Diese Spannungsverhältnisse stehen im Zentrum des Beitrags und dienen einer zeittheoretischen Reflexion der gesellschaftlichen Konstituierung von Jugend. Dazu werden sie sowohl mit Blick auf die Entwicklung der Jugendforschung als auch exemplarisch anhand dreier zeitdiagnostischer Vignetten - zu Übergängen in der Pandemie, der jugendkulturellen Praxis des Chillens und der Bewegung Fridays for Future - kontextualisiert. Vor diesem Hintergrund werden relationale Konzepte von Zeitlichkeit eingeführt und deren Beitrag zu einer theoretischen Vergewisserung der Konstituierung von Jugend diskutiert.
Time structures such as future orientation, moratorium and linearity as characteristics of the socialisation of youth have increasingly lost their self-evidence in the process of social change, blurring boundaries of youth in the activating welfare state. This is by no means to a uniform 'new' temporality of youth, but rather tensions between orientation towards the future, acceleration and sequentiality on the one hand and orientation towards the present, time gain and simultaneity on the other. These tensions, which are in turn structured by relations of inequality, are at the centre of the contribution and will be used for a time-theoretical reflection on the social constitution of youth. To this end, they will be contextualised both with regard to the development of youth research and with regard to exemplary constellations based on three vignettes concerning transitions during the pandemic, the youth-cultural practice of chilling and the Fridays for Future movement. Against this background, relational concepts of temporality are introduced and their contribution to a theoretical reassurance of the constitution of youth is discussed.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2024/Beiheft 70
(2024)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Stauber, Barbara Walther, Andreas
Stauber, Barbara:
Jugend und Zeit - zur spannungsreichen zeitlichen Konstitutierung eines Lebensalters / Barbara Stauber / Andreas Walther, 2024. - Seite 55-72 - (Zeitschrift für Pädagogik) Jugend(en)
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