In diesem Beitrag geht Richard Münchmeier der Frage nach, welche Orientierungen und Mentalitäten Jugendliche in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt haben. Der Autor stützt sich auf neuere Forschungsergebnisse, wie sie etwa im Rahmen der jüngsten Shell-Jugendstudie aufgearbeitet worden sind. Den Begriff einer einheitlichen "Jugend" gibt Münchmeier dabei auf, da sich die verschiedenen "Jugenden" in Deutschland so sehr unterschieden, dass sie nicht mehr in einem Modell zusammengefasst werden könnten. Und er schließt sich der Einschätzung Walter Hornsteins an, dass eine staatliche Jugendpolitik, die weiterhin von einem solchen einheitlichen Jugendkonstrukt ausgehe, ein Auseinanderklaffen von Lebensrealitäten und politisch-pädagogischen Programmen bewirke. Hinzu komme, dass die mit dem herkömmlichen Jugendbegriff verbundenen Zukunftsversprechen in Zeiten einer globalen Neuverteilung von Arbeitsplätzen, Chancen und Risiken kaum noch eingelöst werden könnten. Auf diesem Hintergrund, so eine zentrale Aussage des Autors, sehen sich Jugendliche heute hauptsächlich mit Problemen der Arbeitswelt konfrontiert. Berufliche Verunsicherungen sind - so Münchmeier - die prägende Generationenerfahrung. Gleichzeitig seien die Jugendlichen selbstständiger und freier erzogen als je zuvor. Auf Bedrohungen ihrer Zukunft reagierten sie mit einer irritierten, oft angestrengt wirkenden Zuversicht. Oft komme es zu einem Auseinanderklaffen von Ideal und Realität und zu einer pragmatischen Akzeptanz von Ersatz- und Zwischenlösungen. Viele Jugendliche seien orientierungslos; nur junge Türken hätten in Deutschland z.T. noch ein spezifisches weltanschauliches Profil.

Enthalten in:
deutsche jugend; 2004/9 Zeitschrift für die Jugendarbeit (2004)

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Serie / Reihe: deutsche jugend

Personen: Münchmeier, Richard

Schlagwörter: Jugend Jugendlicher Sozialer Wandel Religion Jugendforschung Sozialisation Lebensgestaltung Wertorientierung