Wahrnehmungsstörungen sind in aller Munde. Oft sind eigentlich Besonderheiten der Informationsverarbeitung gemeint. Schon der unscharfe Gebrauch des Begriffs "Information" könnte diese Verwechslung erklären. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer: Information sei unabhängig von subjektiver Wahrnehmung - lautet ein Axiom der klassischen Logik. Dieses Axiom verursacht in pädagogisch-kybernetischen Modellen (Sievers, Frank) Widersprüche und Tautologien. Dialektische Sichtweisen (Jantzen, Gunther) und neuere kybernetische Denkweisen (Weizsäcker, Foerster) weisen einen Ausweg. Zusammengefasst in einem mathematischen Modell. zeigen sie die enge Wechselwirkung zwischen Auffälligkeit und Aktivierung. Für den Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung" sollte deshalb nicht die Wahrnehmungsförderung im Mittelpunkt stehen, sondern das Handeln mit kulturellen Zeichensystemen, die zuvor auf individuelle Bedürfnisse nach Information abgestimmt wurden.

Enthalten in:
Zeitschrift für Heilpädagogik; 2001/11 (2001)

---

Serie / Reihe: Zeitschrift für Heilpädagogik

Personen: Zimpel, André Jantzen, Wolfgang (gefeierte Person)

Schlagwörter: Kommunikation Aufmerksamkeit Sonderpädagogik Wissenschaftstheorie Wahrnehmung Kybernetik