Zwar erleben wir derzeit eine Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs. Vielen Unternehmen geht es gut, die Arbeitslosigkeit geht zurück und es gibt sogar Spielräume für hohe Lohnsteigerungen. Trotzdem darf man sich nicht täuschen: Auch weiterhin stehen die Verhältnisse in Deutschland und letztlich überall auf der Welt unter dem Druck globaler Märkte. Die beschleunigten Prozesse dort führen dazu, dass offenbar immer mehr Lebensbereiche unter den Einfluss des Wirtschaftssystems geraten und von den dort herrschenden Gesetzmäßigkeiten dominiert werden. Alltagssprachlich verdichtet sich dieser Eindruck in der häufig resignativ gebrauchten (und gar nicht neuen) Wendung: "Geld regiert die Welt." Jürgen Habermas hat im Blick auf die Mechanismen des Wirtschaftssystems, aber auch staatlicher Bürokratie, von der "Kolonisierung der Lebenswelt" gesprochen. Bedeutet dies, dass wir uns damit abfinden müssten, in einer auf die Bedürfnisse des Marktes zurechtgestutzten Gesellschaft zu leben, oder ist soziale Gerechtigkeit denkbar; die den Marktmechanismus in intelligenter Weise zum Kampf gegen Ungerechtigkeit nutzt bzw. entsprechend begrenzt und ergänzt?
Enthalten in:
rhs-Religionsunterricht an höheren Schulen; 2007/4 Zeitschrift des Bundesverbandes der katholischen Religionslehrer und Religionslehrerinnen an Gymnasien e.V.
(2007)
Serie / Reihe: rhs-Religionsunterricht an höheren Schulen
Personen: Kruip, Gerhard
Kruip, Gerhard:
Marktgerechte Gesellschaft oder sozial gerechter Markt? / Gerhard Kruip, 2007. - S.218-225 - (rhs-Religionsunterricht an höheren Schulen) Gerechtigkeit - ihr jage nach!
Zeitschriftenaufsatz