Mehrsprachigkeit wird nach Cummins' Interdependenz- und Schwellenhypothese sowie darauf aufbauenden kognitionspsychologischen und psycholinguistischen Prozesstheorien mit Vorteilen für das Erlernen weiterer Sprachen in Verbindung gebracht. An den Standorten der Staatlichen Europa-Schule Berlin (SESB) werden Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen sprachlichen Hintergrunds nach dem Prinzip der dualen Immersion zu gleichen Teilen auf Deutsch und je einer Partnersprache unterrichtet. Der dual-immersive Unterricht an der SESB wirkt sich positiv auf den Lernerfolg in der Fremdsprache Englisch (L3) aus. Dies zeigen eine kriterielle Verortung der Englischleistungen von N = 541 Schülerinnen und Schülern der SESB am Ende der Sekundarstufe I im Kontext der Bildungsstandards sowie ein sozialer Vergleich mit konventionell unterrichteten Gleichaltrigen unter Berücksichtigung von Hintergrundmerkmalen. Die guten Leistungen in der Fremdsprache Englisch deuten auf zwischensprachlichen Transfer bei dual-immersiv unterrichteten Schülerinnen und Schülern hin. Dies unterstützen auch die Ergebnisse einer multiplen Regressionsanalyse, nach der sowohl erst- als auch zweitsprachige Fähigkeiten einen substanziellen Einfluss auf das Leseverstehen in der Drittsprache haben. Hinweise auf eine kritische Schwelle finden sich dabei nicht. Die Befunde werden im Zusammenhang mit den grundsätzlichen Potenzialen der Mehrsprachigkeit und der Förderung erstsprachiger Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungshintergrund diskutiert.
Multilingualism is associated with benefits for learning additional languages based on cognitive and psycholinguistic process theories following Cummins' interdependence and threshold hypotheses. At the locations of Berlin's Europe School (SESB), students with different language backgrounds are taught in German and one partner language in equal shares, according to the concept of dual immersion. Dual-language instruction at the SESB has a positive influence on achievement in English as a foreign language (L3). This positive influence is shown by a criterion-based localization of English skills of N = 541 students at the end of lower secondary school in the context of national educational standards as well as by a social comparison with conventionally-taught peers, controlling for background characteristics. The high achievement in English as a foreign language points towards interlanguage transfer in dual-immersion students. This claim is supported by the results of a multiple regression analysis, according to which first and second language skills substantially influence reading comprehension in the L3. However, there are no indicators of a critical threshold. The findings are discussed in regard to the general potential of multilingualism and the support of first language skills in students with a heritage language background.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2018/1
(2018)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: Fleckenstein, Johanna Möller, Jens Baumert, Jürgen
Fleckenstein, Johanna:
Mehrsprachigkeit als Ressource : Kompetenzen dual-immersiv unterrichteter Schülerinnen und Schüler in der Drittsprache Englisch / Johanna Fleckenstein ; Jens Möller ; Jürgen Baumert, 2018. - Seite 97-120 : Diagramme - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Bilinguales Lernen
Zeitschriftenaufsatz