Die Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit wird wesentlich durch soziale Umweltfaktoren bestimmt. Sie resultiert nicht nur aus sozialen Aktionen in Elternhaus und Schule sowie in Gruppen von Gleichaltrigen, sondern auch aus Bedingungen betrieblicher Arbeit und beruflicher Karrieren. Dabei spielen Ausleseprozesse eine wichtige Rolle. Das ist der Ausgangspunkt dieses Beitrags. Nach der Formulierung der wesentlichen theoretischen Annahmen zur moralischen Sozialisation wird auf der Grundlage empirischer Befunde erörtert, wie durch die Ausleseprozesse nicht nur Chancen sozialen Lernens unterschiedlich verteilt, sondern die zugrunde liegenden Maßstäbe auch schon vorher von Berufsanwärtern und Berufstätigen stark beachtet und vielfach verinnerlicht werden. Da die Selektion für verschiedene Stufen und Laufbahnen kapitalistischer Privatbetriebe zum Teil nach moralisch fragwürdigen Kriterien erfolgt, gelangt der Verfasser zu der Schlußfolgerung, daß die Ausbildung höherer Formen des moralischen Bewußtseins, besonders postkonventioneller Orientierungen (im Sinne des Stufenmodells von Kohlberg) in diesen Betrieben eher behindert als stimuliert wird. Abschließend werden zukünftige Forschungsaufgaben skizziert.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1981/5
(1981)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Lempert, Wolfgang
Lempert, Wolfgang:
Moralische Sozialisation durch den "heimlichen Lehrplan" des Betriebs / Wolfgang Lempert, 1981. - S.723-738 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenaufsatz