Während der letzten Jahre hat in der sonderpädagogischen Diagnostik ein Paradigmenwechsel stattgefunden, der sich auch auf das präferierte Methodenrepertoire ausgewirkt hat. Anstelle psychometrischer Testverfahren stehen nun vor allem "förderdiagnostische" Methoden, die die Lebenswelt der Schüler berücksichtigen sollen, im Mittelpunkt. Hier wird anhand eines Fallbeispiels aufgezeigt, welche diagnostischen Kompetenzen jenseits aller paradigmatischen Diskussionen und damit verbundenen methodischen Konsequenzen für die Ausbildung relevant erscheinen, um gutachterliche Fehlentscheidungen zu vermeiden, die aufgrund ihres Gegenstandes das weitere Leben eines Kindes grundlegend beeinträchtigen können. Die Erwartungen von Menschen mit Behinderung und deren Eltern an Systeme professioneller Erziehung und Bildung und an die Sonderpädagogik sowie das Recht auf Teilhabe kennzeichnen die sich verändernde Sichtweise über Behinderung und Benachteiligung. Wie könnte ein Bildungsplan aussehen, der dies nicht nur voraussetzt, sondern in systematischer Weise berücksichtigt, also für alle Beteiligten zugänglich und verfügbar hält und 'auf Dauer' stellt? Die Verfassung eines solchen Bildungsplans - so die These des nachfolgenden Textes - kann sich dabei an der Topik orientieren. Ob ein Argument 'sticht' entscheidet sich daran, ob es vom Kreis der Beteiligten akzeptiert wird. Im nachfolgenden Text werden Gründe dafür vorgetragen, diesen Grundgedanken topischen Denkens bei der gegenwärtigen Neuformulierung eines Bildungsplans der Schule für Geistigbehinderte in Baden-Württemberg zu berücksichtigen.
Enthalten in:
Sonderpädagogik; 2003/4 Vierteljahresschrift über aktuelle Probleme der Behinderten in Schule und Gesellschaft
(2003)
Serie / Reihe: Sonderpädagogik
Personen: Brachet, Inge
Brachet, Inge:
Plädoyer für eine methodenübergreifende Ausbildung in sonderpädagogischer Diagnostik / Inge Brachet, 2003. - S.223-226,228-234 : Tab. - (Sonderpädagogik)
Zeitschriftenaufsatz