Der vorliegende Beitrag untersucht, wie Religionslehrpersonen aus NRW, die mit dem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht vertraut sind, die Anforderung an sich selbst wahrnehmen, standpunktfähig zu sein und die Perspektive des Gegenübers einspielen zu können. Dazu wurden sieben Gruppeninterviews, 16 Briefe und 45 Fragebögen qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet. Als Ergebnis wird festgehalten, dass die befragten Lehrkräfte Standpunktfähigkeit und Perspektivenwechsel eng aufeinander beziehen, wobei der Standpunktfähigkeit von den Befragten eine weit größere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Standpunktfähigkeit wird entlang dreier Ebenen thematisiert, nämlich a) als religiöse Einstellung, b) als Wissen über die beiden Konfessionen und c) als Verhalten im Religionsunterricht. Für die Befragten gibt es nur auf der Wissens-Ebene die Möglichkeit, auch den Standpunkt der jeweils anderen Konfession einzunehmen. Darüber hinaus sehen sie im individuellen Glauben und in der kollektiven Perspektive der eigenen Kirche zwei mögliche Bezugspunkte für den eigenen Standpunkt. Allerdings wird auch gefragt, ob die Perspektive der Kirche nicht an sich vielgestaltig sein könne und inwiefern die Betonung eines Standpunkts zur "Re-Ideologisierung" konfessionell-kooperativen Lernens führe.
This article examines how teachers of religion from North Rhine-Westphalia who are familiar with cooperative religious education perceive the prerogative to be able to take a stand and to bring in the perspective of their counterpart. For this purpose, seven group interviews, 16 letters and 45 questionnaires have been evaluated qualitatively. As a result it is stated that in the perception of the participants the ability to take a stand and the ability to take perspective are closely related to each other, whereby the ability to take a stand gets far more attention. The ability to take a standpoint is addressed on three levels, namely a) as religious attitude, b) as knowledge about the denominations, and c) as behavior in the classroom. For the interviewees, only the knowledge level offers the possibility of taking the perspective of the other denomination. Furthermore, they see two points of reference for their own standpoint in their individual faith and in the collective perspective of their own church. However, it is also asked whether the perspective of the church could not be in itself diverse and to what extent the emphasis on one point of view leads to a "re-ideologization" of cooperative learning.
Enthalten in:
Religionspädagogische Beiträge [Elektronische Ressource]; 2021/Nr.1
(2021)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Religionspädagogische Beiträge
Personen: Zimmermann, Mirjam Riegel, Ulrich Totsche, Benedict Fabricius, Steffi
Standpunktfähigkeit und Perspektivenwechsel als Anforderung an die Lehrperson im konfessionell-kooperativen Lernsetting aus der Sicht von betroffenen Religionslehrkräften / Mirjam Zimmermann, Ulrich Riegel, Benedict Totsche, Steffi Fabricius, 2021. - Seite 47-57 - (Religionspädagogische Beiträge)
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