Die Frage nach Status, Funktion und Leistungsfähigkeit einer allgemeinen Theorie der Heilpädagogik ist in diesem Beitrag dahingehend beantwortet worden, dass die Heilpädagogik als erziehungswissenschaftliche Teildisziplin einen systematischen "Ort" benötigt, an dem und von wo aus das Problem der Verhältnisbestimmung von Allgemeiner Pädagogik und Heilpädagogik einer erziehungswissenschaftlichen Reflexion unterzogen werden kann. Die Reflexion des Verhältnisses von Allgemeiner Pädagogik (einschließlich der "Regelpädagogiken", in die sie sich ausdifferenziert hat) und Heilpädagogik ist für die Heilpädagogik zentral, weil sie zu prüfen hat, in wieweit die Allgemeine Pädagogik eine Theorie der Erziehung und Bildung generiert, "die es der pädagogischen Reflexion ermöglicht, sich sowohl in die Rollen der Erzieher in sonderpädagogischen Praxisfeldern, als auch in die Situationen der von ihnen zu fördernden Behinderten [und sozial Benachteiligten; C.L.] zu verset zen" (Loch 1982, 22). Nur unter diesen Voraussetzungen hat die Allgemeine Pädagogik auch eine Chance, "sonderpädagogische Forschungen produktiv zu verarbeiten und sonderpädagogische Fragen konstruktiv zu verarbeiten" (ebd.). Das insbesondere von der Allgemeinen Heilpädägogik zu elaborierende neue Selbstverständnis der Heilpädagogik als spezialisierte, subsidiäre, Prävention fördernde und auf Inklusion abzielende Erziehungswissenschaft sollte bei der anstehenden Reform der Lehrerbildung nach dem Bachelor-Muster-Modell in gebührendem Umfang Berücksichtigung finden, denn die Studienanteile der Allgemeinen Heilpädagogik sind für ein grundständiges Studium des sonderpädagogischen Lehramts unverzichtbar.

Enthalten in:
Zeitschrift für Heilpädagogik; 2004/12 (2004)

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Serie / Reihe: Zeitschrift für Heilpädagogik

Personen: Lindmeier, Christian

Schlagwörter: Pädagogik Lehrerausbildung Wissenschaft Studium Theorie Heilpädagogik Hochschulabschluß