Vor dem Hintergrund steigender Studierendenzahlen wird in der bildungspolitischen Debatte immer wieder der Vorschlag diskutiert, die Studiendauer an Universitäten zu reglementieren, bzw. längere Studienzeiten mit höheren Studiengebühren zu bestrafen. Dabei wird implizit davon ausgegangen, dass sich die Studierenden dem Studium vollzeitlich widmen. Wir untersuchen in diesem Beitrag, in welchem Umfang und aus welchen Motiven Studierende neben dem Studium einer Erwerbstätigkeit nachgehen und welche Konsequenzen diese für die Studiendauer und den Übergang in den Arbeitsmarkt hat. Die Datenbasis unserer Analysen ist zum einen eine Befragung von Studierenden der Universität Bern im Sommersemester 2001 (N=3360) und zum anderen eine landesweite Befragung unter allen Schweizer Hochschulabsolventen des Jahres 2000 (N=7005). Die Analysen zeigen, dass die teilzeitliche Erwerbspartizipation das Studium zwar geringfügig verlängert, aber die Stellensuchzeit deutlich reduziert, wenn die Erwerbsarbeit einen inhaltlichen Bezug zum Studium aufweist. Außerdem zeigt sich, dass das Einstiegsgehalt von Absolventen mit Berufserfahrung 4 Prozent höher ist als dasjenige der Vergleichsgruppe. Selbst die Erwerbspartizipation ohne inhaltlichen Studienbezug wirkt sich nicht negativ auf den Übergang in den Arbeitsmarkt aus. Die Untersuchung kommt daher zu dem Schluss, dass die Erwerbspartizipation während des Studiums tendenziell mehr Vorteile als Nachteile für die Studierenden hat. Vor diesem Hintergrund ist eine Reglementierung der Studienzeiten fragwürdig, bzw. sollten solche Reglemente die Möglichkeit der Erwerbspartizipation berücksichtigen. Increased student enrolment in public universities has led to a debate on curricula reform with a view to limiting the length of study, particularly by introducing tuition fees for long-time students. It is implicitly assumed in this debate that all students are full-time students. We investigate why and to what extent students participatein the labor market. Furthermore, we study the effects of part-timework on the time it takes to graduate, to find employment and on the level of earnings. We analyze two data sets, first, a survey among students enrolled at the University of Bern conducted during summer 2001 (N=3360) and secondly, a survey of all university graduates in Switzerland conducted in 2001 (N=7005). The results show that labor market participation increases the time it takes students to reach graduation. However, labor market experience reduces the time it takes graduates to find employment and increases their earnings by 4 percent if their experience was related to the subject being studied. Labor market participation bearing no relation to university studies has no negative effects on graduate entrance into the labor market. Thus, the study suggests that student participation in the labor market has more beneficial effects than disadvantages. In light of these results curricula reforms should take into account the possibility of gaining labor market experience.
Enthalten in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; 2002/4
(2002)
Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Personen: Franzen, Axel Hecken, Anna
Franzen, Axel:
Studienmotivation, Erwerbspartizipation und der Einstieg in den Arbeitsmarkt / Axel Franzen und Anna Hecken, 2002. - S.733-752 : graph. Darst. - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie)
Zeitschriftenaufsatz