Harks, Marvin
Sympathiebeziehungen unter Peers im Klassenzimmer: wie gut wissen Lehrpersonen Bescheid?
Zeitschriftenaufsatz

Eine angemessene Wahrnehmung der Lehrperson, in welche Peer-Beziehungen jeder einzelne Lernende in der Schulklasse eingebunden ist, sollte die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sie gezielt die Qualität der Peer-Interaktionen befördern kann. Wir untersuchen, wie gut Lehrkräfte Sympathiebeziehungen ihrer Schülerinnen und Schüler beschreiben können. In insgesamt 39 Klassen wurden anhand soziometrischer Angaben der 821 Schülerinnen und Schüler Sympathie-Peer-Netzwerke identifiziert und wurde die jeweilige Klassenlehrkraft gebeten, diese ohne Kenntnis der Angaben der Schülerinnen und Schüler zu reproduzieren. Im Mittel konnten die Lehrkräfte 30,1% der Sympathiebeziehungen (Jaccard-Index) richtig benennen. Grundschullehrkräfte machten signifikant genauere Angaben als Lehrkräfte weiterführender Schulen. Die Urteilsgenauigkeit wurde dadurch vorhergesagt, inwiefern die Lehrkräfte von sich sagten, Peer-Interaktionen gezielt zu beobachten und der Meinung waren, dass die Qualität der Peer-Interaktionen in den Verantwortungsbereich der Lehrperson gehört. Zukünftige Studien müssen zeigen, ob eine angemessene Wahrnehmung der Peer-Interaktionen als zusätzliche Facette diagnostischer Kompetenz von Lehrkräften gelten sollte: nämlich nachweisen, dass die Schülerinnen und Schüler von einer hohen Urteilsfähigkeit ihrer Lehrkraft profitieren.
Are teachers aware of how well each of their students is embedded in the sympathy-based peer network of the classroom? In this research, we asked students of 39 classes (N = 821) from different types of schools and grades to nominate the three peers they liked most within their class. At the same time, the 39 classroom teachers were asked to reproduce the nominations they thought every single student would undertake. Using the Jaccard coefficient, we compared the similarity of the social networks that emerged from students' and the respective teacher's nominations. Results showed that on average, teachers identified 30.1% of the peer nominations correctly. Elementary school teachers were better attuned to their students' sympathy relations than secondary school teachers. Teachers' accuracy in identifying peer relations was predicted by the extent to which they intentionally observed peer interactions in the classroom and by their beliefs whether teachers are accountable for the quality of peer relationships in the classroom. Future studies should further investigate whether students profit in their social and academic development from their teacher being highly accurate in the perception of the classroom's sympathy peer network.

Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2017/3 (2017)


Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Personen: Harks, Marvin Hannover, Bettina

Schlagwörter: Interaktion Netzwerk Lehrer Beziehung Schulklasse

Harks, Marvin:
Sympathiebeziehungen unter Peers im Klassenzimmer: wie gut wissen Lehrpersonen Bescheid? / Marvin Harks ; Bettina Hannover, 2017. - Seite 425-448 : Diagramme, Tabellen - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Peerbeziehungen im Klassenzimmer

Zugangsnummer: U-0353916
Zeitschriftenaufsatz