Kelchtermans, Geert
Teacher collaboration and collegiality as workplace conditions a review
Zeitschriftenaufsatz

"Lehrerkooperation" und "Kollegialität" sind nicht nur viel benutzte Begriffe. Sie bezeichnen entscheidende Faktoren der Schulentwicklung sowie des beruflichen Kompetenzaufbaus von Lehrern. Die folgende Übersicht über die relevante internationale Forschungsliteratur zeigt jedoch, dass dieser positive Beitrag nicht selbstverständlich ist. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass Zusammenarbeit und Kollegialität unterschiedliche Formen annehmen und für unterschiedlichen Interessen eingesetzt werden können - auch für solche, die kritisch betrachtet werden müssen. Ebenso ist es wichtig, eine Balance zwischen Kollegialität und Autonomie zu erreichen. Allzu einfache Behauptungen über die Vorteile von Kooperation sind ebenso wenig begründet wie negative Urteile über die Autonomie des einzelnen Lehrers. Ein adäquates Verständnis von Lehrerkooperation ergibt sich erst unter Einbeziehung des organisatorischen Kontexts der Schule. Die hier anzutreffenden Bedingungen bestimmen und beeinflussen die spezifische Form, den Inhalt, die Bedeutung und den Einfluss von Kooperation. Insofern resultieren Zusammenarbeit und Kollegialität aus den spezifischen Bedingungen des Arbeitsplatzes Schule und wirken umgekehrt auf diesen zurück. Für ein adäquates Verständnis dieser Zusammenhänge wird sowohl ein kulturbezogener wie auch ein mikropolitischer Ansatz benötigt. In diesem Sinne sollten professionelle Lerngemeinschaften nicht so sehr als strukturelle Arrangements, sondern als kulturelle und mikropolitische Umwelten für solche Formen von Zusammenarbeit und Kollegialität angesehen werden, die nachhaltig zum Lernen der Schüler, zur beruflichen Entwicklung von Lehrern sowie schließlich zur Schulentwicklung beitragen.
"Teacher collaboration" and "collegiality" are not only frequently used concepts in educational research and school practice, they have also been promoted as decisive factors contributing to school improvement and teacher development. The review of the research literature- presented in this article-, however, shows that those virtues and benefits are not as self-evident as one may think. It is argued that collaboration and collegiality can take different forms and contribute to different agendas, not all of which can be positively valued. Furthermore a more balanced view on collegiality versus autonomy is needed. Simplistic claims about the benefits of collaboration turn out to be as little warranted as negative judgments about teacher autonomy. Properly understanding and evaluating collaboration and collegiality can only be achieved by taking into account the organizational context of the school. Both a cultural perspective (focusing on the processes of sense-making, the shared values and norms) and a micropolitical perspective (explicitly addressing issues of power, interests and influence) are needed to disentangle and understand them. In the same vein, professional learning communities in schools -in which collaboration and collegiality are supposed to play a key role - ought to be conceived of not so much as structural arrangements, but rather as cultural and political environments aimed at allowing those forms of collaboration and collegiality to take place that really contribute to pupils' learning, teacher development and school.

Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2006/2 (2006)


Weiterführende Informationen


Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik

Personen: Kelchtermans, Geert

Schlagwörter: Kooperation Schule Lehrer Arbeitsplatz Kollegialität Professionelle Lerngemeinschaft

Kelchtermans, Geert:
Teacher collaboration and collegiality as workplace conditions : a review / Geert Kelchtermans, 2006. - S.220-237 - (Zeitschrift für Pädagogik) Kooperation im Lehrerberuf

Zugangsnummer: U-0219109
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