Der Tenor des Beitrags ist durch die Einschätzung bestimmt, dass mit TIMSS und PISA ein qualitativer Sprung in der international vergleichenden Schulforschung gelungen ist. Auf dieser Basis werden im einleitenden Kapitel die Chancen erörtert, aus der in diesen Projekten empirisch begründeten Kritik des deutschen Bildungssystems konsensfähige Maßnahmen zu dessen Weiterentwicklung abzuleiten. Unter diesem Aspekt wird die Kritik am Föderalismus im Bildungssystem zusammen mit einigen einschlägigen Befunden zum Bundesländervergleich in PISA thematisiert; die Entwicklung der Bildungsforschung selbst wird als wichtige Rahmenbedingung im Prozess der Umsetzung von Forschungsergebnissen in praktische Veränderungen bewertet. Im zweiten Kapitel werden die in den öffentlichen Reaktionen auf die aktuellen Schulleistungsstudien geäußerten Reformvorschläge unter der Fragestellung diskutiert, welche Veränderungen angesichts einer Vielfalt in sich komplexer Anforderungen vorrangig sein sollten. Kapitel 3 befasst sich mit Forschungsergebnissen zur Bedeutung der Schularten im gegliederten System für die Lenkung von Schülerströmen - explizit nach den Kriterien Befähigung und Vorwissen, in Deutschland aber stärker als in den meisten anderen PISA-Teilnehmerstaaten verbunden mit Statusmerkmalen der Herkunftsfamilie, die maßgeblich an der Entwicklung von Befähigung und Wissen beteiligt ist. Im abschließenden Kapitel 4 werden Resultate von PISA zur in Deutschland besonders häufigen Verzögerung von Schullaufbahnen referiert und mit Ergebnissen anderer Projekte konfrontiert, die eine weniger rigorose Bewertung nahe legen. Die zweifellos zu kritisierende Häufigkeit von Verzögerungen z.B. durch Klassenwiederholungen erscheint vor diesem Hintergrund eher als Folge des Fehlens praktikabler Alternativen zur Förderung von Schülern mit gravierenden Leistungsschwächen.
In addition to the comprehensive data on achievement collected by PISA, the International Survey on Reading Abilities in Primary School (IGLU) and its national expansion, IGLU-E, provide us for the first time with representative data on achievement in reading, mathematics, and in the field of natural science as part of general knowledge on the level of primary education. From a certain point of view, the data of both surveys are comparable not only because of the competence models on which they are based, but also because similar methods were used to collect background information. Such a comparison may help to identify achievement-relevant correlations (e.g. gender, migration background, socio-economic status, parental support) as well as problem areas (e.g. deficits in certain areas of competence), the emergence of which can already be detected on the primary school level, so that measures can be taken which get to the problem at its very roots and which allow to better plan in advance future longitudinal studies.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2003/2
(2003)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Roeder, Peter Martin
Roeder, Peter Martin:
TIMSS und PISA - Chancen eines neuen Anfangs in Bildungspolitik, -planung, -verwaltung und Unterricht : endlich ein Schock mit Folgen? / Peter Martin Roeder, 2003. - S.180-197 - (Zeitschrift für Pädagogik) Leistungsvergleiche - Chancen und Folgen
Zeitschriftenaufsatz