Schlutz, Erhard
Über Verständigung als Prinzip von Erwachsenenbildung ein Ansatz kritischer Hermeneutik und Erziehungswissenschaft
Zeitschriftenaufsatz

Um der Gefahr zu begegnen, daß Wissenschaft sich von der zweideutigen Entwicklung des Systems Weiterbildung ihre Gegenstandswahrnehmung vorschreiben läßt, wird hier vorgeschlagen, den Gegenstand Erwachsenenbildung mit Hilfe des Begriffs der Verständigung zu kennzeichnen, und zwar in analytischer, normativer und empirisch-kritischer Absicht. Überall dort, wo die Fraglosigkeit des Alltags aufgehoben, wo aus dem Modus erfolgsorientierten Handelns in den einer diskursiven Verständigung gewechselt wird, um Strittiges oder Fragmentarisches in Biographie, Wirklichkeitsdeutung und sozialer Integration ein Stück weit bewußt zu bearbeiten, findet Erwachsenenbildung statt. Andererseits kann organisierte Erwachsenenbildung daran gemessen werden, ob ihr eine Figur argumentativer Verständigung zugrunde liegt, die reklamiert werden kann. Wie Verständigung immer schon gesucht, wie und warum sie aber meist verfehlt wird, dies aufzuzeigen, müßte Aufgabe eines empirischen Programms sein. An einem Beispiel wird gezeigt, daß die dabei sichtbar werdenden Widersprüche kaum angemessen gedeutet werden können von einer Hermeneutik, die sich einfühlend an die Selbstauslegung der Kultur bindet, sondern nur von einer, die sich weiterer Erklärungspotentiale, etwa der von Sprachkritik, Psychoanalyse oder Soziologie, bedient.

Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1985/5 (1985)


Weiterführende Informationen


Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik

Personen: Schlutz, Erhard

Schlagwörter: Hermeneutik Erwachsenenbildung Erziehungswissenschaft Verständigung

Schlutz, Erhard:
Über Verständigung als Prinzip von Erwachsenenbildung : ein Ansatz kritischer Hermeneutik und Erziehungswissenschaft / Erhard Schlutz, 1985. - S.563-576 - (Zeitschrift für Pädagogik)

Zugangsnummer: U-0091361
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