Untersuchungen zeigen, dass der Übergang in eine voll qualifizierende Ausbildung für Hauptschüler/innen zunehmend schwieriger wird. Als Erklärung wird häufig die Annahme formuliert, dass mehr und mehr Hauptschulabgänger/innen die erforderliche Ausbildungsreife fehle, d. h. dass sie (noch) nicht den Anforderungen einer beruflichen Ausbildung gerecht würden. Es existieren keine empirischen Studien darüber, ob sich Hauptschulabgänger/innen mit und ohne Ausbildungsplatz wirklich in ihrer Ausbildungsreife unterscheiden. Dieser Frage wird im vorliegenden Beitrag auf Basis von Längsschnittdaten von niedersächsischen Hauptschulabgänger/innen nach Klasse 9 nachgegangen. Zentrale Ergebnisse der Analysen sind: 45 % dieser Abgänger/innen gelingt direkt nach dem Verlassen der Schule der Übergang in eine voll qualifizierende Ausbildung. Dabei spielen fachliche Leistungen eine geringere Rolle als die Note für das Arbeitsverhalten sowie Unterschiede in der betrieblichen Einbindung der Jugendlichen bereits während der Schulzeit. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass vor allem das Sozialverhalten als eine Dimension von Ausbildungsreife sowie - darüber hinausgehend - Möglichkeiten des Entdeckens von Stärken der Jugendlichen und nicht nur ihrer Schwächen wichtige Faktoren für den Erfolg von Hauptschüler/innen beim Übergang in eine Ausbildung sind.
Youth with no or only a lower secondary school degree (Hauptschulabschluss) are increasingly disadvantaged in terms of access to vocational education and training (VET). Their lower chances of obtaining a trainee are explained by the claim that an increasing number of them are "not mature enough for VET". These young people would not (yet) meet the training requirements-so the criticism. So far there are no empirical studies that have shown whether such immaturity can indeed serve as an appropriate explanation for differences in training chances of less-educated youth. This paper answers this question by analyses using a panel survey of school leavers after grade 9 from the Hauptschule in Lower Saxony. Central results are: About 45 % of the school leavers had successfully entered into an apprenticeship within three months. School grades in German and mathematics were less important than grades for work attitudes and firm-internships while still at school. In general, our analyses reveal that social behaviour and a firm's opportunities to discover the strengths of low-achieving youths and not only their weaknesses are important factors for the chances of successful transitions into training.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2012/4
(2012)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: Kohlrausch, Bettina Solga, Heike
Kohlrausch, Bettina:
Übergänge in die Ausbildung: Welche Rolle spielt die Ausbildungsreife? / Bettina Kohlrausch ; Heike Solga, 2012. - S.753-773 : graph. Darst., Tab. - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Außen- und Innenreferenzen der Schule
Zeitschriftenaufsatz