In vielen Bundesländern können leistungsstarke Hauptschüler nach einem in der Regel zusätzlichen 10. Schuljahr einen Realschulabschluss erwerben und damit ihre Ausbildungschancen verbessern. Allerdings wird diese Bildungsoption nur von einem Teil der leistungsstärkeren Schüler genutzt, wobei Mädchen aufstiegsorientierter sind als Jungen. Im vorliegenden Beitrag wird auf der Basis der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991) untersucht, auf welche subjektiven Abschlusseinstellungen, Erwartungen des sozialen Umfelds und Kontrollüberzeugungen der Wunsch nach einem Realschulabschluss allgemein zurückgeführt werden kann und inwiefern sich Jungen und Mädchen hinsichtlich dieser Überzeugungen unterscheiden. Genutzt wird ein Datensatz aus einer Befragung niedersächsischer Hauptschüler aus dem Jahr 2008. Die Ergebnisse zeigen, dass die abschlussbezogenen Überzeugungen substanziell die Abschlussabsicht beeinflussen. Mädchen sind deutlich ambitionierter als Jungen. Differenzen in den konkreten Überlegungen zeigen sich dahingehend, dass Mädchen weniger Lernbelastungen erwarten und diese auch weniger ungünstig einschätzen. Weiterhin nehmen sie höhere abschlussbezogene Erwartungen ihrer peers wahr und neigen eher dazu, mit ihnen übereinzustimmen.
In many German states, high-achieving Hauptschule students have the opportunity to stay on at school for an additional year to acquire the Realschule qualification, thus improving their chances on the labor market. However, only some high-achieving students take this opportunity, with girls being more likely to do so than boys. Drawing on the theory of planned behavior (Ajzen, 1991), this article investigates the subjective attitudes to school qualifications, expectations of the social environment, and control beliefs generally associated with the desire to obtain a Realschule qualification, and to what extent boys and girls differ in theses beliefs. The article draws on a dataset obtained from a sample of Hauptschule students in Lower Saxony in 2008. Results show that students' beliefs about educational qualifications substantially influence their intended qualification. Girls are much more ambitious than boys. Specifically, girls expect less workload than boys and have less unfavourable attitudes to schoolwork. Moreover, girls perceive their peers to have higher expectations concerning school qualifications and are more likely to agree with them.
Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2009/Sonderheft 12
(2009)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
Personen: Schuchart, Claudia
Schuchart, Claudia:
Warum interessieren sich Hauptschülerinnen und Hauptschüler für einen Realschulabschluss? : Eine Analyse individueller Überzeugungen unter besonderer Beachtung geschlechtsspezifischer Differenzen / Claudia Schuchart, 2009. - S.373-397 : Tab. - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft) Bildungsentscheidungen
Zeitschriftenaufsatz