Der vorliegende Aufsatz analysiert die Dynamik eheliche Arbeitsteilung im Eheverlauf in Westdeutschland. Es werden insbesondere ökonomische und soziologische Theorien zur Erklärung innerfamilialer Arbeitsteilung im Längsschnitt untersucht. Mit Hilfe der für Westdeutschland repräsentativen Längsschnittdaten des Bamberger Ehepaar Panels wird gezeigt, dass die ökonomischen Handlungstheorien mit ihren geschlechtssymmetrischen Vorhersagen die arbeitsteiligen Strukturen in der Ehe und ihren Wandel nicht erklären können. Vielmehr sind es die asymmetrischen Geschlechtsrollentheorien mit ihrer Rückbindung an Normen, Rollen, Identitäten und Trägheiten, mit denen man die Dynamik der ehelichen Arbeitsteilung im Eheverlauf am besten verstehen kann. Im einzelnen zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer größeren Beteiligung des Mannes an den Routinetätigkeiten im Haushalt im Verlauf der Ehe systematisch abnimmt. Dieser Prozess vollzieht sich dabei unabhängig von den ökonomischen Ressourcen der Ehepartner sowie von Ressourcenkonstellationen auf der Paarebene und wird durch den Übergang zur Elternschaft außerordentlich beschleunigt. Eine Umkehr dieser Tendenz wird mit zunehmender Ehedauer aufgrund von Routinisierungseffekten immer unwahrscheinlicher.
This paper analyses the dynamics of domestic work in the course of marriage in West Germany. Using longitudinal data from the Bamberg Panel Study of Married Couples - a representative sample for West Germany - and applying methods of event history modeling, it is shown that the supposed resource mechanisms of both the economic theory of the family and the bargaining models are not able to explain the changing division of work in the household. Rather the paper presents empirical evidence that doing gender theories and identity formation models with their central concepts of norms, roles, identities, and the inertia of behavioural patterns, are much more important in explaining the dynamics of domestic work over time. The empirical results show that the chances of a greater participation of the husband continuously decreases with the duration of marriage. This process does neither depend on individual economic resources nor on relative constellations of resources among the spouses. The major triggering factor for the traditionalization of domestic work in marriages is the birth of a first child.
Enthalten in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; 2006/1
(2006)
Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Personen: Schulz, Florian Blossfeld, Hans-Peter
Schulz, Florian:
Wie verändert sich die häusliche Arbeitsteilung im Eheverlauf? : Eine Längsschnittstudie der ersten 14 Ehejahre in Westdeutschland / Florian Schulz und Hans-Peter Blossfeld, 2006. - S.23-49 : Tab. - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie)
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