Fußnote: Kant, Christoph: Zur Bedeutung mathematisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in der sonderpädagogischen Theoriebildung. -
Urbilder für das Prädikat "wissenschaftlich" entstammen gegenwärtig immer in irgendeiner Form der Mathematik oder den Naturwissenschaften. Das ist ein Dilemma für alle nicht-naturwissenschaftlichen, im weitesten Sinne geisteswissenschaftlichen Forschungsgebiete: Ignorieren sie mathematisch-naturwissenschaftliche Modelle, nimmt man sie nicht ernst, greifen sie diese kritisch auf, setzen sie sich einseitigen Vorwürfen aus. Die Physiker Sokal und Bricmont (1999) werfen einigen Autoren der so genannten Postmoderne vor, mathematische und naturwissenschaftliche Modelle in nichtlegitimer Weise zu missbrauchen. Diesen Vorwurf griff C. Kant in einem Positionsartikel auf und erweiterte ihn auf ausgewählte Wissenschaftler therapeutischer und sonderpädagogischer Forschungsgebiete. Der vorliegende Text untersucht die Berechtigung sowohl der Vorwürfe der Physiker als auch der Vorwürfe C. Kants. Am Beispiel der Begriffe "Linearität" und "Nichtlinearität" soll gezeigt werden, dass lineare mathematisch-physikalische Vorstellungen der blinde Fleck sonderpädagogischer Forschung sind. Die Annahme C. Kants, eine Auseinandersetzung mit der Mathematik und der Physik als Grundlagenwissenschaften für eine sonderpädagogische Theoriebildung sei unnötig, erweist sich als nicht haltbar.
Enthalten in:
Sonderpädagogik; 2006/3 Vierteljahresschrift über aktuelle Probleme der Behinderten in Schule und Gesellschaft
(2006)
Serie / Reihe: Sonderpädagogik
Personen: Zimpel, André
Zimpel, André:
Wie viel Naturwissenschaft verträgt die Sonderpädagogik? : eine Reflexion der mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundlagen sonderpädagogischer Forschung / André Zimpel, 2006. - S.165-173 - (Sonderpädagogik)
Zeitschriftenaufsatz