Kölm, Jenny
Zuwanderungsbezogene Disparitäten bei der Diagnose eines sonderpädagogischen Förderbedarfs Lernen und der besuchten Schulart
Zeitschriftenaufsatz

Daten der amtlichen Statistik deuten auf eine Überrepräsentation ausländischer Kinder an Förderschulen hin. Dies wird in der Literatur häufig als Hinweis auf eine Benachteiligung dieser Kinder gedeutet, diese Interpretation ist jedoch strittig. Die vorliegende Studie geht daher den Fragen nach, inwiefern die Diagnose eines sonderpädagogischen Förderbedarfs im Förderschwerpunkt Lernen (SPF-L) und die besuchte Schulart mit dem Zuwanderungshintergrund eines Kindes zusammenhängen. Die Datengrundlage bildet der IQB-Ländervergleich 2011, eine bundesweit repräsentative, querschnittliche Erhebung mit N=27.081 Kindern am Ende der vierten Klasse, davon n=713 mit SPF-L an allgemeinen Schulen und Förderschulen. Logistische Regressionsanalysen zeigen, dass Kinder aus zugewanderten Familien unter Berücksichtigung der sozialen Herkunft, der kognitiven Grundfähigkeiten und der schulischen Kompetenzen seltener einen diagnostizierten SPF-L aufweisen und seltener eine Förderschule besuchen als Kinder ohne Zuwanderungshintergrund. Diese Befunde werden im Hinblick auf die Relevanz von Hintergrundmerkmalen für die Diagnose eines SPF-L und Schulartentscheidungen diskutiert.
Data from the German Federal Statistical Office indicate that children with an immigrant background are overrepresented in special schools. In previous studies this finding has often been interpreted as an indication of ethnic discrimination. However, this interpretation is quite controversial. The present study investigates whether the immigrant background of a child is associated with a diagnosis of special educational needs in the area of learning (SEN-L) and with the type of schooling. The analyzes are based on data derived from a national assessment study in Germany with N=27,081 fourth graders, thereof n=713 with SEN-L in regular and special schools. Controlling for differences in social background, cognitive abilities and academic achievement, the results of logistic regression analyzes indicate that children with immigrant background are less likely to have a SEN-L diagnosis and to attend a special school than non-immigrant children. These findings are discussed in terms of the relevance of background characteristics for the diagnosis of SEN-L and the decision about the type of schooling.

Enthalten in:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft; 2019/4 (2019)


Serie / Reihe: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

Personen: Kölm, Jenny Gresch, Cornelia Kuhl, Poldi

Schlagwörter: Empirische Untersuchung Migrationshintergrund Sonderpädagogische Förderung Soziale Herkunft Sonderschule Lernbehinderte Pädagogische Diagnostik

Kölm, Jenny:
Zuwanderungsbezogene Disparitäten bei der Diagnose eines sonderpädagogischen Förderbedarfs Lernen und der besuchten Schulart / Jenny Kölm ; Cornelia Gresch ; Poldi Kuhl, 2019. - Seite 771-789 - (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft)

Zugangsnummer: U-0377161
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