Die Geschichte des Todes
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Der Tod ist der Höhepunkt des Lebens, heißt es in Wien. Die Trauer um den Verstorbenen war immer schon inszeniert für die Nachwelt. Aber alle Trauer hat auch immer schon einen Ort gebraucht, einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens. Friedhöfe sind solche Orte. Und sie sind Orte des Eingedenkens, denn die Menschen werden sich auf ihnen bewusst, dass ihr Leben endlich ist. Die vierteilige Dokumentarreihe von Michael Trabitzsch stellt berühmte Friedhöfe in Europa vor.

Der heroische Tod
In der Antike begann der Mensch, die Götter herauszufordern. Nicht allein in der Sage von Prometheus, sondern durch die geradezu unglaubliche Größe der Mausoleen, mit denen die Mächtigsten die Nachwelt und die Götter "zwangen", ihrer zu gedenken.
Aber warum glaubte man in der Mutter aller heroischen Epochen, der heidnischen Antike, nicht an das Jenseits? Warum inszenierten die, die es sich leisten konnten, ihre Erinnerung an den Hauptstraßen und Plätzen ihres Reiches? Warum errichteten sie überdimensional hohe Grabmonumente? Und warum sind die christlichen Gräber im Gegensatz dazu so menschenleer unter der Erde gelegen? Warum ist die heidnische Antike so bildmächtig?

Der erzitterte Tod
Tote wurden in Stein gemeißelt wie beispielsweise im "Schlafsaal des Todes" zu Pisa. Und über ihnen hat man seit dem Mittelalter gewaltige Hallen errichtet, die Symbol dafür sein sollen, dass der Tod überwindbar ist. Warum aber fürchtet das christliche Mittelalter den Tod und das Jüngste Gericht so sehr?
Warum ist die Bildkraft der Epoche darauf konzentriert, den Gläubigen die Schrecken der Versuchung und die Verdammnis der Seelen vor Augen zu führen? Und warum suchen die Gläubigen Schutz in der Kirche? Warum sind Gotteshäuser auch Friedhöfe? Warum stiften die Reichen Kirchen und lassen sich neben Heiligen bestatten? Warum diese Angst vor dem Tod? Woher dieses Entsetzen vor der Hölle? Ein Einblick in die Gedankenwelt des Mittelalters.

Der intime Tod
Der Tod selbst wurde im Laufe der Geschichte häufig in Szene gesetzt wie im 17. Jahrhundert bei dem Grabmal für Papst Urban VIII. in Rom. Und man hat für die Gemeinschaft der Christen einen Bau errichtet, der demonstrieren sollte, dass die Kirche allmächtig und unvergänglich ist.
Warum aber suchte diese Epoche so augenscheinlich die physische Nähe zu ihren Toten wie in den Katakomben zu Palermo?
Warum wurde die Distanz zu den Toten aufgegeben? Warum verlor die Epoche scheinbar jede Scham? Warum glaubte man, dass der Tod zur Steigerung des Lebens beitrage? Warum war der barocke Tod so intim?

Der versöhnliche Tod
Als man genug über ihn zu wissen meinte, so dass das Jenseits weniger schrecklich schien, wurde der Tod verklärt. Zum Andenken an die Toten gesellten sich Melancholie und eine geradezu "landschaftliche" Stimmung.
Warum aber ist der Tod persönlich und individuell geworden? Warum rührt die stille Andacht mehr als die grandiose Inszenierung? Warum identifiziert sich die bürgerliche Epoche lieber mit Künstlern und Gelehrten statt mit Herrschern und Feldherren? Warum strömen so viele Menschen auf Friedhöfe, obwohl sie dort keine Angehörigen finden? Was suchen junge Besucher auf Friedhöfen? Und warum sind die großen städtischen Friedhöfe zu einem idealen Spiegelbild der Stadt der Lebenden geworden? Eine Bestandsaufnahme bürgerlichen Denkens.

Friedhöfe werden in der Dokumentarreihe als die aussagekräftigsten Zeugnisse ihrer Epoche beschrieben und analysiert. Jene Orte künden nicht nur davon, wie diese Zeit sich den Tod vorstellte, sondern - und das ist weit wichtiger - wie sie diesen in eine gültige Form zu bannen versuchten. Dem Tod Form zu geben, bedeutete immer schon, Dauer zu stiften: Andenken, Memoria. Immer ging es dabei gleichzeitig um die Zukunft: um Macht, um gesellschaftliche Hierarchien. Nur am Rande spielten die Toten selbst eine Rolle. Darum ist die Decodierung der Totenstätten einer Epoche, die ihre Ordnung und ihre Bilder verstehbar macht, wie eine Spiegelschrift.
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Schlagwörter: Tod Trauer Ritual Friedhof Bestattungswesen

Interessenkreis: Sekundarstufe I Sekundarstufe II

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¬Die¬ Geschichte des Todes / Michael Trabitzsch. - Berlin : Prounen Film, 2008. - 105 Min.
127,00

Zugangsnummer: 0049895001 - Barcode: 01235166
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