Die Aufsätze dieses Bandes sind Produkte der Jahre zwischen 1962 und 1968. Das merkt man ihnen an: Die Anlässe ergaben sich durch praktische und theoretische Konstellationen jener Jahre: Schülerbewegung, Hochschulreform, politische Bildung, Sackgassen der außerschulischen Jugendarbeit und der Sozialpädagogik; Entdeckung der "Sozialisation" als eines erziehungswissenschaftlichen Gegenstandes, wissenschaftstheoretische Diskussion der Sozialwissenschaften, "kritische Theorie" der Gesellschaft. Sie sind geprägt durch das Unbehagen an den Herrschaftsmomenten des Erziehungsvorgangs, durch das Ärgernis der Chancenungleichheit, durch den Widerwillen gegen aufklärungsfeindliche Tendenzen; positiv: durch Parteinahme für den "Educandus", durch Parteinahme für einen Erziehungsprozeß, der sich am Begriff der "Reflexion" orientiert, durch Parteinahme für das Argument als des entscheidenden Instrumentes der Bildung. Heute scheint mir - und das ist angesichts der Differenz zwischen 1968 und 1972 in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion nicht überraschend - vieles zu kurz gegriffen oder noch zu pauschal angedeutet, weil eher auf den aktuellen Anlaß als auf den Erkenntnisgang der Erziehungswissenschaft bezogen. In "Theorien zum Erziehungsprozeß" (Juventa Verlag, München 1972) habe ich das nachzuholen versucht. Unter diesen Umständen kann das vorliegende Buch als die Exposition von Themen und Fragestellungen genommen werden, für die dort - wenigstens zur Seite des kommunikativen Handelns hin - eine systematische Begründung versucht wird. Das rechtfertigt meines Erachtens eine Neuauflage. Ob ich inzwischen etwas und was ich dazugelernt habe, mag der Leser entscheiden.
Klaus Mollenhauer
Personen: Mollenhauer, Klaus
A 20
Moll
Mollenhauer, Klaus:
Erziehung und Emanzipation : Polemische Skizzen. - 4. Aufl. - München : Juventa Verlag, 1970. - 183 S.
ISBN 3-7799-0062-9
Erziehung und Bildung Allgemein - Buch