Rezension zum Buch "Fünf Freunde fragen Ben nach Gott":
Das Projekt ist getragen vom Wissen um den Eigenwert und Respekt vor anderen Religionen, hier: dem Judentum. Gut ist auch der didaktische Ausgangspunkt: »Beziehung entsteht durch eine jüdische „Bezugsperson“, Ben. Dieser „Ben“ begleitet die Schüler/innen durch das Buch – allerdings können sie keine wirklichen Fragen an einen wirklichen jüdischen Jungen richten, sondern müssen sich mit dem auseinandersetzen, was ihnen „vorgesetzt“ wird. Insofern ist der Anspruch des eigenen Forschens, vor allem des Lernens durch Begegnung hypothetisch. Es bleibt Auseinandersetzung mit „Material“. Allerdings sind die Unterrichtsschritte gut (zu gut?) gegliedert.
Der methodische Ansatz aus dem Einstiegskapitel, das eine fiktive Eismeer-Menschen-Geschichte enthält, wird vor allem durch die mitgelieferte DVD gerechtfertigt. Insofern kann man von „Forschen“ sprechen. Denn die Bildsquenzen (z.B. Toraausheben und -lesen, Bar Mitzva) laufen kommentarlos ab, so dass die Schüler/innen notieren können, was sie sehen und was ihnen unbekannt ist. In den Begleittexten „Was Sache ist“ werden Informationen geliefert, die anschließend eingebracht werden können. Ob die Vorschläge für ein Tafelbild mit den vermuteten (in der Regel falschen) Deutungen methodisch richtig sind, weil sie sich verfestigen könnten, muss unter diesem Gesichtspunkt bewertet werden, auch wenn dann dieses Tafelbild in der folgenden Stunde durch richtige Antworten ergänzt (korrigiert) wird.
Spielerische Elemente (z.B. Worte von rechts nach links zu schreiben, um die „Schrift des jüdischen Glaubens“ kennen zu lernen, mag amüsant sein, vermittelt aber insofern einen völlig falschen Eindruck, weil das Schreiben hebräischer Worte von rechts nach links etwas völlig Normales ist, im Gegensatz zu unserer Schrift. (Juden schreiben nicht „verkehrt herum“!) Ebenso sollte ein/e Lehrer/in hebräische Buchstaben nur dann selbst an die Tafel schreiben (oder die Schüler/innen schreiben lassen), wenn er sie beherrscht, sonst ist es nur Unterhaltung ohne echten Lerneffekt.
Die ganze UE kann, wie vorgesehen, als Vorbereitung für einen Synagogen-Besuch dienen. Dies wünschen sich jüdische Kantoren oder Gemeindevorsitzende, da sie leider oft erleben, dass unvorbereitete Klassen nicht nur fragen, sondern ausgesprochen dumme Fragen stellen. Dennoch sollte man sich klar machen, dass es sich nur um Lernen aus zweiter Hand handelt, wenn man nicht tatsächlich einen jüdischen Schüler befragen kann. Der Anspruch „Forschen“ kann also nur begrenzt eingelöst werden.
Übrigens: Die abgebildete Synagoge ist in einem Zimmer eingerichtet.Dies sollte man als eine möglich, aber nicht die häufigste Form einer Synagoge bewusst machen.
(Dr. Hans Maaß)
Personen: Meyer, Karlo
C 71.4
Meye
Meyer, Karlo:
Fünf Freunde fragen Ben nach Gott : Begegnungen mit jüdischer Religion in den Klassen 5 bis 7 / Karlo Meyer. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2008. - 96 S. : zahlr. Abb. + 1 DVD
ISBN 978-3-525-77615-5 16,90
Judentum Unterrichtsmaterial - Buch