"Israel war in seiner ganzen Existenz an seine Geschichte gebunden, denn in der Geschichte ... ist es der Wirklichkeit seines Gottes begegnet. Wohl verstanden: Diese Begegnung war Israel nicht in einer ein für alle Male und wie in Stein gemeißelten geschichtlichen Dokumentation zuhanden, sondern in Führungen, Berufungen, Verheißungen und Gerichten, die jede Zeit neu zu bedenken hatte. In immer neuer Gestalt mußte Israel die Ereignisse seiner Geschichte zu einer unmittelbaren Anrede werden lassen. Das Alte Testament ist weithin nichts anderes als der literarische Niederschlag des leidenschaftlichen, fast ein Jahrtausend währenden Gesprächs eines Volkes über den Sinn seiner Geschichte . . . Die Geschichte selbst war es, die immer neu auf Israel eindrang. Es war gar nicht Israels freier Wille, sich derart mit seiner Geschichte zu identifizieren. Die Geschichte war aufgestanden und ihm zur Anrede geworden. Beschäftigte sich in Israel eine Generation mit ihrer Geschichte, so beschäftigte sie sich mit ihrem eigenen Verhältnis zu Gott." (Gerhard von Rad in "Vom Lesen des Alten Testaments")
Personen: Rad, Gerhard von Steck, Odil Hannes (Hrsg.)
C 21
Rad
Rad, Gerhard von:
Gottes Wirken in Israel : Vorträge zum Alten Testament / Gerhard von Rad. - Neukirchen-Vluyn : Neukirchener Verlag, 1974. - 323 S.
ISBN 3-7887-0404-7
Altes Testament - Buch