Das Verhältnis zwischen Verstehen und Erklären ist das zentrale Problem der ethnologischen Feldforschung (Ethnographie). Die Ethnographie wird als ein theoretisch offener, und multifaktorieller Forschungsansatz vorgestellt, dessen Ergebnis sowohl beschreibend, als auch theoretisch angelegte Fallstudien sind. Die hauptsächlichen Theorierichtungen der Ethnologie werden im Überblick besprochen. Anschließend werden die Stärken und Schwächen der Geertzschen interpretativen Kulturtheorie und deren postmoderne Kritik diskutiert. Während der Phase der Datenerhebung überwiegt das Verstehen einheimischer Bedeutungen und der Sichtweisen der Akteure, ergänzt durch theoriegeleitete und kulturvergleichend inspirierte Beobachtungen. Gegen Ende der Datenerhebung und in der Phase der Auswertung und des Zusammenschreibens der Ergebnisse geht das Verstehen in (kausale) Erklärungen über, indem die akteurbezogenen Überzeugungen und Handlungen in allgemeine Hypothesen und Theorien übersetzt werden. An zwei Beispielen aus einer eigenen Feldforschung in einem Dorf auf Java/Indonesien wird das Zusammenspiel von Verstehen und Erklären erläutert. Zunächst werden in den Handlungsfeldern Reisanbau und religiöse Rituale die Vorstellungen der Akteure über ihre Ziele und Pläne mit interpretativen Verfahren erfasst; dann werden diese Informationen in ökonomische bzw. Ritualtheorien aufgenommen, mit deren Hilfe sich die beobachteten Handlungen erklären lassen.
Enthaltene Artikel:- Becker, Rolf: Arbeitslosigkeit und Bildungschancen von Kindern im Transformationsprozeß
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- Szydlik, Marc: Erben in der Bundesrebublik Deutschland
- Schweizer, Thomas: Wie versteht und erklärt man eine fremde Kultur
Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Personen: Friedrichs, Jürgen (Hrsg.)
Leseror. Aufstellung: Magazin
; 1999/Heft 1; 51(1999). - 51, 1999 - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Heft 1; 51(1999))
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