Die Abgrenzungen zwischen den sozialwissenschaftlichen Disziplinen sind Konsequenzen der wissenschaftlichen Arbeitsteilung. Sie gehen teilweise auf erkenntnisfremde praktische Interessen zurück. In den Erkenntnisprogrammen dieser Disziplinen kommt dagegen eine Einheitsidee zum Ausdruck, die mit solchen Abgrenzungen unvereinbar ist. Ein Vergleich der Ansätze von Otto Neurath, Ludwig von Mises, Max Weber und Emile Durkheim zeigt, dass sie im Gegensatz zum modernen Historismus stehen, der die Möglichkeit nomologisch gestützter Erklärungen ablehnt. Der methodologische Individualismus ist mit einem theoretischen Institutionalismus und mit der Analyse sozialer Systeme vereinbar. Er ist nicht notwendig mit Erklärungsversuchen im sozialen Vakuum und mit der Zurückweisung psychologisch gestützter Erklärungen verbunden. Der radikale Historismus, der den Rekurs auf die Natur des Menschen unmöglich macht, ist mit der durch das darwinsche Programm geprägten modernen Biologie unvereinbar und daher unhaltbar. Die Beschreibung und Erklärung historischer Zusammenhänge ist im Rahmen des naturalistischen Programms adäquat interpretierbar. Daher ist eine scharfe Abgrenzung zwischen Geschichte und Sozialwissenschaft nicht möglich.
Enthaltene Artikel:- Albert, Hans: Die Soziologie und das Problem der Einheit der Wissenschaften
- Greve, Jens: Sprache, Kommunikation und Strategie in der Theorie von Jürgen Habermas
Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Personen: Friedrichs, Jürgen (Hrsg.)
Leseror. Aufstellung: Magazin
; 1999/Heft 2; 51(1999). - 51, 1999 - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Heft 2; 51(1999))
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